Die erste Version, der ENIAC I, bestand aus 40 verkabelten Elektronik-Gestellen, drei Rollschränken mit Drehschaltern sowie Apparaten zum Einlesen und Ausgeben von IBM-Lochkarten. In dem Rechenriesen steckten rund 17 500 Röhren, 7200 Dioden und 1500 Relais. Zusammen kamen 27 Tonnen auf die Waage.
Im Vergleich zu seinen mechanischen Vorgängern arbeitete ENIAC seine Rechenschritte deutlich schneller ab. So konnte die Riesenmaschine rund 5000 Rechenoperationen pro Sekunde bewältigen, etwa 1000 Mal schneller als mechanische Rechner.
Die Geschichte des ENIAC I ist auch ein Beispiel dafür, welche tragende Rolle Frauen in den Anfangszeiten der Informatik gespielt haben. Bereits vor dem Einsatz von Großcomputern waren es oft Mathematikerinnen, die beim Militär mit Stift und Papier die Rechenarbeiten erledigten. Beim ENIAC I wurden die komplizierten Programmänderungen von sechs Wissenschaftlerinnen erledigt. Sie mussten sich lange Zeit gegen das Klischee von "Refrigerator Ladies" wehren. So wurden die jungen Frauen auf Werbefotos bezeichnet, die vor Kühlschränken posierten, um die Maschine gut aussehen zu lassen. Inzwischen stellt niemand mehr die historische Leistung der ENIAC-Frauen infrage.
Technik-Historiker diskutieren bis heute, ob der ENIAC I wirklich der "erste Computer" war. In Deutschland wird dieser Titel immer wieder gerne der Z3 von Konrad Zuse (1941) zugesprochen, dem ersten funktionsfähigen Digitalrechner weltweit. Die Z3 arbeitete allerdings mit elektromagnetischer Relaistechnik, nicht mit Röhren. Andere Experten sehen den Atanasoff-Berry-Computer (1937-1941) im historischen Rennen vorne. Ein Computer im modernen Sinne war der "ABC" allerdings nicht, da er nicht frei programmierbar war.
"Wer hat's erfunden? Die Frage ist im Falle des Computers nicht ganz einfach zu beantworten", sagt der Geschäftsführer des Heinz Nixdorf Museums-Forums (HNF) in Paderborn, Jochen Viehoff. Fest stehe aber, dass 1946 mit dem ENIAC der erste programmierbarer Großrechner weltweit vorgestellt wurde, der ausschließlich mit den schnellen Elektronenröhren funktionierte.
Der ENIAC I habe auch für wichtige wissenschaftliche und militärische Rechenaufgaben im harten Dauereinsatz ziemlich zuverlässig funktioniert, sagt Viehoff. "Nicht selten rechnete ENIAC an einem Problem über Stunden oder Tage." Einen Programmspeicher, wie wir ihn von heutigen Computern kennen, habe es aber nicht gegeben.
Der ENIAC I war noch bis 1955 in Betrieb. Danach wurde er auseinandergenommen und die Einzelteile ("Racks") auf verschiedene Institutionen verteilt. Etliche ENIAC-Racks sind in Washington im American History Museum des Smithsonian Institute zu finden. Man muss aber nicht in die USA fliegen, um Teile des ENIAC I zu bewundern. "Wir sind sehr froh, von diesem wichtigen Meilenstein der Computergeschichte insgesamt drei Original-Panels als Leihgabe aus den USA in der Dauerausstellung des Heinz Nixdorf Museums-Forums zeigen zu können", sagt Geschäftsführer Viehoff. Mit einem interaktiven ENIAC-Akkumulator können die Besucher selbst einfache mathematische Berechnungen vornehmen – fast wie im Jahr 1946.
© dpa-infocom, dpa:210211-99-394995/2