Zum Jubiläum von Freies Wort plant die Truppe mehrere Highlights für ihr Publikum. Dazu gehört, ganz klassisch, die Hochseilshow. Zwölf Artisten werden mit Fahrrädern, Einrädern, dem Hocheinrad und ihrem Steigerrad das Seil überqueren – wie zu erwarten, natürlich nicht nur einfach so. Zweimannhoch soll es sein oder frei auf Stühlen stehend oder mit der Fahrrad-Spagat-Pyramide. Der Höhepunkt dieser Show ist die Fünf-Personen-Pyramide, die die Geschwister Weisheit nach eigenen Angaben als einziges Hochseilensemble der Welt unter freiem Himmel präsentieren.
Gefühlt fast dort, in 62 Metern Höhe, werden Natalia und ihr Bruder Alexander Weisheit, die zur fünften Generation gehören, auf dem „höchsten Artistenmast der Gegenwart“ Kraftakrobatik präsentieren und dabei auf einem Bein oder den Händen stehen. Übrigens: Natalia Weisheit soll die einzige Frau sein, die auf einem bis zu fünf Meter schwankenden Mast dieser Höhe arbeitet. Höhepunkt der Darbietung und Markenzeichen der Geschwister Weisheit seit über 60 Jahren ist das Trompetensolo, das frei auf dem Mast stehend geblasen wird.
Beim historischen Programm „Anno dazumal“ entführt die Familie ihre Zuschauer in das Flair der Straßen- und Hochseilartistik um die Jahrhundertwende. Mit Drehorgelmusik und Sprechtütenmoderation erwecken die Weisheits den Beginn ihrer Tradition auf einem vier Meter hohen Seil zum Leben. Rauf geht‘s mit einem Veloziped – riesiges Vorderrad, klitzekleines Hinterrad -, mit holländischen Holzschuhen oder in einem Silberreif laufend. Sogar ein Eierkuchen wird da oben gebacken.
Wer noch mehr Action will, schaut sich die Motorradshow an. Hoch über dem Suhler Herrenteich werden drei 14 Millimeter starke Stahlseile nebeneinander gespannt sein, erklärt Susanne Weisheit. Von der einzigartigen Motorrad-Hochstartanlage fahren drei KTM-Maschinen von zwölf bis in 40 Meter Höhe. Zehn Artisten zeigen akrobatische Höchstleistungen auf und unter den Fahrzeugen: Per Kraft ihrer Zähne, im Handstand, in der Stützwaage oder in der Motorradpyramide mit vier Artisten an einer Maschine. Garantiert abenteuerlich werden die Crossfahrten auf Hinterrädern und die Überholungsrennen in der Luft.
Über den Auftritt der Hochseilkünstler im Jahr 1984 heißt es in dem Schreiben des Verlagsdirektors, die Darbietungen, „kühne artistische Meisterleistungen“, seien eine „großartige Bereicherung des Pressefestes“ gewesen. „Auf Wiedersehen in Suhl!“ – das gilt damals wie heute. Und Susanne Weisheit betont: „Wir freuen uns schon sehr auf Suhl.“
Aus der Familiengeschichte
Die Geschichte der Artistenfamilie Weisheit reicht weit zurück. Im Jahr 1900 bereits hängte Friedrich Wilhelm aus Mehlis seinen Beruf als Büchsenmacher an den Nagel, um mit seiner Frau die Welt zu erobern. Die nachfolgenden Generationen machten weiter, kämpften sogar erfolgreich gegen das Berufsverbot, das ihnen in der DDR 1963 auferlegt wurde – wegen Dilettantismus, so die Begründung zu jener Zeit: Rudi Weisheit, Friedrich Wilhelms Enkel, war auf einem Turm von drei Stühlen auf wackelndem Mast balanciert, seine Schwester Marlis ein 30 Meter hohes Schrägseil ohne Netz nach unten gelaufen und hatte darauf einen Spagat gemacht. So erzählt es Rudi Weisheit in der MDR-Zeitreise. Die Familie wollte sich ihre Auftritte nicht verbieten lassen und suchte die Funktionäre in Berlin auf. 1964 schon war die Sache vom Tisch. Übrigens war es auch Rudi Weisheit, der zwanzig Jahre später als erster Artist überhaupt den Kunstpreis der DDR erhielt, die höchste Auszeichnung für Künstler. Heute gehören zu den Preisen, die die Familie gesammelt hat, etwa die Ehrenmedaille der Artistik in Gold, der Thüringer Verdienstorden und der Sonderpreis der internationalen Jury beim 35. Zirkusfestival in Monte Carlo, wie sie auf ihrer Internetseite auflisten. Tourneen führten sie bis nach Italien, Spanien, Rumänien oder Thailand und in diesem Jahr in die Beneluxstaaten. Heute sind es Peter Mario und André Weisheit, Rudis Söhne, die sich um das nach eigenen Angaben größte Hochseilensemble in Europa kümmern.
Auftritte der Geschwister Weisheit zum Geburtstag von Freies Wort in Suhl
Eintritt frei
Freitag, 1. Juli:
- Platz der Deutschen Einheit/Herrenteich:
15.30 bis 15.45
21 bis 21.15 Uhr
Samstag, 2. Juli:
- Platz der Deutschen Einheit/Herrenteich:
10.30 bis 11 Uhr
12.30 bis 12.45 Uhr
22 bis 22.30 Uhr
- Mühlplatz (Historisches Programm "Anno dazumal"):
17 bis 17.30 Uhr
Sonntag, 3. Juli:
- Platz der Deutschen Einheit/Herrenteich:
10.30 bis 11 Uhr
15 bis 15.30 Uhr
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