60-Jährige fährt gegen Bäume Unfall nach Sekundenschlaf

red
Eine gähnende Frau. Müdigkeit kann zu Sekundenschlaf führen. Für Autofahrer ist so eine Situation hoch gefährlich. Die abgebildete Situation ist symbolisch und bildet nicht den Unfall in Hildburghausen ab. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Einmal kurz am Steuer eingenickt, ist eine Frau in Hildburghausen. Durch einen glücklichen Zufall wurde beim folgenden Unfall niemand verletzt.

 
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Hildburghausen - Der berüchtigte Sekundenschlaf hat am Montagmorgen eine 60-jährige Autofahrerin in Hildburghausen übermann. Ihr VW prallte danach in der Eisfelder Straße an zwei Bäume und blieb schließlich auf dem angrenzenden Gehweg stehen, wie Polizeisprecherin Julia Kohl am Dienstag erklärte. Die Fahrerin blieb unverletzt, aber ihr Auto musste abgeschleppt werden. Sie sei „kurz weggenickt“ sagte die Frau der Polizei.

Sekundenschlaf ist die Bezeichnung für Müdigkeitsattacken. Hierbei handelt es sich um ein ungewolltes Einschlafen für mehrere Sekunden. Im Blickpunkt steht das lange bekannte Problem im Zusammenhang mit Verkehrssicherheit und Arbeitsunfällen. Nach Angaben des Deutschen Verkehrssicherheitsrats wird etwa „jeder vierte Unfall mit Todesfolge auf Autobahnen durch kurzes Einnicken verursacht“.

Ursachen sind zu wenig Schlaf oder ein Schlafdefizit über Tage oder Wochen, Fahren oder Arbeiten in Zeiten, in denen man normalerweise schläft, lange Wachzeiten, lange Fahrten ohne Erholungspausen, Alkohol und schweres Essen, wechselnder Schlafrhythmus bei Schichtarbeitern und auch Erkrankungen, die den Schlaf beeinträchtigen (Schlafstörungen) und Tagesschläfrigkeit zur Folge haben. Zu den bekanntesten darunter zählt das Schlafapnoe-Syndrom. Verstärkend auf die Müdigkeit wirkt sich das Verrichten monotoner Tätigkeiten aus.

Entgegen landläufiger Meinung kann der Sekundenschlaf jedoch auch mit offenen Augen ablaufen und in körperlich ausgeruhtem Zustand vorkommen. Die Ursache ist z. B. in einer bequemen Sitzhaltung zu sehen, bei der Barorezeptoren längs der Wirbelsäule einen Ruhezustand signalisieren und dadurch im Gehirn das Weckzentrum ausgeschaltet wird. Wenn die Sinneswahrnehmung der Augen zusätzlich durch monotone Bildeindrücke die Aufmerksamkeit unterfordert, wird die Gehirnaktivität soweit zurückgefahren, dass Reaktionszeiten von mehreren Sekunden die Folge sind.

Anzeichen für einen bevorstehenden Sekundenschlaf können sein:

  • schwer werdende Augenlider
  • brennende oder schmerzende Augen
  • trockene Mundschleimhaut
  • Gähnen, das sich kaum mehr unterdrücken lässt
  • das Bedürfnis, sich die Nasenwurzel zu massieren
  • leichtes Frösteln
  • wiederholtes Aufschrecken aus Unaufmerksamkeit
  • Entspannen des Musculus ciliaris (Blick ins ‚Unendliche’ durch Aufmerksamkeitsverlust)

Abhilfe

Das einzige wirksame Mittel gegen Müdigkeit ist genügend erholsamer Schlaf. Treten beim Steuern eines Fahrzeugs oder dem Bedienen von Maschinen schon die ersten Anzeichen für einen bevorstehenden Sekundenschlaf auf, kann es Sekunden später zu spät sein.

Die möglicherweise wirkungsvollste Form zur Vorbeugung gegen einen gefährlichen Sekundenschlaf ist ein zehn- bis zwanzigminütiger Schlaf sofort nach Auftreten der Müdigkeitssymptome.

Auf keinen Fall sollte man sich bei Autofahrten durch die Erhöhung der Lautstärke des Radios, Öffnen des Seitenfensters oder eine Unterhaltung mit dem Beifahrer wachhalten. Der spontanen Müdigkeit kann nur durch eine ausreichende Schlaf-Pause entgegengewirkt werden.

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