414. Eisfelder Kuhschwanzfest Ein Festumzug der Superlative

Rolf Dieter Lorenz

Fast 6000 Zuschauer freuen sich über 85 Umzugsgruppen. Die Werrastadt Eisfeld erlebte und feierte am Dienstagabend nach zwei Jahren Corona-Pause einen der größten und schönsten Umzüge des Kuhschwanzfestes.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

„Das sind ja mindestens rund 1500 Mitwirkende“, freut sich Landrat Thomas Müller, als der historische Festumzug am Dienstagabend die erste Etappe durch Eisfeld hinter sich hat. „Soviel habe ich bisher noch nie erlebt“, sagt er. Und Eisfelds Bürgermeister lobt das Festkomitee des Kuhschwanzfest-Fördervereins sowie alle Mitwirkenden: „Ein sehr schöner Umzug“, sagt er. Exakt 45 Minuten haben die 85 Umzugsgruppen mit Kostümen, Motivwagen, Schildern und Transparenten für die erste, rund zwei Kilometer lange Runde gebraucht.

Nach der Werbung weiterlesen

Unter ihnen Elterngruppen, Firmen, Gewerbetreibende, Initiativen, Kindergärten Kirmesgesellschaften, Grund- und Regelschulen sowie nahezu alle Vereine, die Eisfeld und seine Ortsteile aufzubieten hat. Zwischendrin immer wieder Fanfarenzüge, Blaskapellen und Spielmannszüge aus der Region, aber auch aus Bayern – aus Bad Rodach, Lichtenfels und der Partnergemeinde Ahorn. Der Partnerschaftsverein der französischen Gemeinde Ham, nordöstlich von Paris, schenkt von einem Motivwagen landestypischen Rotwein aus.

Rund 6000 Zuschauer aus ganz Eisfeld, aus den Nachbargemeinden sowie den angrenzenden Landkreisen säumen die Straßen, kurz bevor der historische Festumzug startet. Auf den Gehsteigen der Marktstraße ist kaum ein Durchkommen. Kurz vor sechs geht es dann Schlag auf Schlag. Die Stadtwache marschiert auf. Der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Eisfeld lässt Thüringens heimliche Nationalhymne erklingen, das Rennsteiglied. Ein Jagdhornbläser gibt das Startsignal. Die Stadtwache schießt Salut.

Mit Tempo reitet Eisfelds Stadtkommandeur alias Alfred Lorz samt Gefolge auf den Marktplatz und verliest – während die Kirchenglocken läuten – den Tagesbefehl: „Ein Hoch auf unser Kuhschwanzfest, auf Eisfeld, unser liebes Nest.“ Und nachdem er mit seinem Gefolge gefüllte Bierkrüge erhalten hat, fährt er fort: „Ich trinke auf das Wohl der Stadt Eisfeld, der Bürger und Gäste. Und ich trinke auf ein Ende des gottverdammten Krieges in der Ukraine.“

Dann setzt sich der Festzug endlich in Bewegung. Diesmal auch wieder mit einer echten Milchkuh. Celeste aus dem Stall der Waisagrund GmbH in Crock macht einen ruhigen Eindruck. Allerdings: auch sie trägt keinen Blumenschmuck. Bei dessen Anlegen hatte 2019 ihre Vorgängerin Resi gebockt und durfte aus Sicherheitsgründen nicht mitmarschieren.

Was ins Auge sticht: Die Kinder der Grundschule Eisfeld tragen alle einen Stock mit einer Kuhfigur an der Spitze in der Hand. Und die Besucher des Kindergartens in Sachsenbrunn laufen alle in Kuhkostümen auf. Von fast allen Motivwagen und von den Umzugsgruppen werden – ähnlich wie beim Karneval – Bonbons, Kamelle und Lutscher und andere Süßigkeiten an den Straßenrand geworfen. Die Kinder dort wetteifern mit Textilbeuteln, wer am meisten davon sammelt. Weitere Hingucker: Der Eisfelder Oldtimer-Club präsentiert alte DDR-Fahrzeuge. Und eine Autolackiererei aus Brünn fährt in einem schicken Wartburg-Oldtimer mit.

Zur Frage, warum es in Hildburghausen nur zu einem kleineren Umzug reicht, sagt der Landrat: das müsse man den Bürgermeister fragen. Doch Tilo Kummer hatte die Bühne am Rathaus bereits verlassen. Sven Gregors Antwort lautet: Weil Eisfeld die heimliche Kreisstadt ist. Positiv das Motto, dass das Festkomitee auf Schildern vor sich herträgt: „Mit Sonne, Herz und Mut, die Welt wird wieder gut“, lauten Hoffnung und Zuversicht.