400 Jahre St. Wolfgang Rundes Kirchenjubiläum in Heubach

Schon weit vor 1623 hat es in Heubach eine Kapelle an der ehemaligen Handelsroute Erfurt – Nürnberg gegeben. Aber erst 1623 wird eine Kirche errichtet. Inmitten größter Not. Was die Kirche noch besonders macht.

 
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Bei der Wahl des Jahrestags haben sich die Heubacher Kirchenältesten jener Zahl bedient, die im Stein überm Türstock eingearbeitet ist. 1623 steht da in Stein gemeißelt. Gebaut wurde die Kirche von 1623 bis 1625. Friedel Hablitzel, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde und heute Mitglied im Gemeindekirchenrat, hat, neben weiteren Bürgern Geschichten und Archive sowie Kirchenbücher und Schreiben der Pfarrer ausgewertet, um die Geschichte der Kirche aufzuarbeiten. Ein kleiner Flyer ist daraus entstanden. Der im Jubiläumsjahr und auch darüber hinaus den Besuchern des Gotteshauses einen historischen Leitfaden zur Wolfgangs-Kirche an die Hand geben soll.

Die Geschichte Heubachs – auch die religiöse – ist viel älter. 1416 wird der Ort als Haidbach erstmals urkundlich erwähnt. An der alten Handelsstraße Erfurt – Nürnberg wird eine erste Kapelle errichtet, in der die Reisenden Schutz und Beistand suchen können. Offenbar stürzt die Kapelle häufig ein oder wird zerstört. Schon 1462 wird in einem Ablassschreiben des päpstlichen Legaten erwähnt: „... die Kapelle zu St. Wolfgang im Dorf Heidbach auf dem thüringer Wald oft zerstört und verwüstet und neulich wieder aufgebaut und mit Ablaß versehen sei.“

„Wo genau die erste Kapelle oder die Kapellen gestanden haben, dass ist nicht ganz klar“, erklärt Friedel Hablitzel. Vermutet wird, dass sie sich schräg gegenüber dem „Braunen Ross“ befunden habe. Um 1610 ist auch die neugebaute Kapelle wieder eingefallen. Der für Heubach zuständige Pfarrer Faber aus Crock schreibt in einem langen Brief an den Landesherrn, wie jämmerlich die Situation in Heubach sei. Herzog Casimir von Coburg ist es zu verdanken, dass die Kirche in Heubach neu gebaut wird. An jener Stelle, wo sie heute noch steht. Und das inmitten der schlimmen Notzeiten des Dreißigjährigen Kriegs. Zudem wird in Heubach eine Pfarrstelle eingerichtet. Das ehemalige herzogliche Jagdhaus wird Pfarrhaus für den ersten Heubacher Pfarrer Martin Bötzinger.

Beeindruckend sei aus heutiger Sicht, dass in dieser Notzeit für das kleine Dorf mit 100 Einwohnern eine recht große Kirche errichtet worden sei, meint Friedel Hablitzel. Die Kirche besitzt zwei Emporen.

Mitte des 17. Jahrhunderts wurde ein Orgelpositiv aus dem Meininger Schloss gekauft. Über die Jahre hat die St. Wolfgang Kirche in Heubach ihr Antlitz verändert. Erst 1717 wird der Kirchturm errichtet. Der in einer Reparatur 1837 neu errichtet wird. 1852 folgt eine größere Verschönerung der Kirche. Und sie erhält eine neue Orgel. Für die ist der Orgelbaumeister Michael Schmidt aus Schmiedefeld zuständig. Zuletzt hat es 1983 unter der Leitung des Restaurators Kurt Thümmler aus Gera eine Erneuerung der Kirche gegeben, an der sich zahlreiche Ortseinwohner beteiligten. 1995 erfolgte eine umfangreiche Dachsanierung und Erneuerung der Turmzier. Außerdem wurden die Außenwände mit Thüringer Schiefer eingedeckt.

Die Kirche weist einige Besonderheiten aus. Zu ihrem Bau sind wahrscheinlich Teile der alten Kapelle genutzt worden, darauf deuten die unterschiedlichen Fenster und deren Einfassung im unteren Kirchenschiff hin. Auch der Taufstein stammt mutmaßlich aus der alten Kapelle. Er kam erst in den 1960er Jahren wieder in die Kirche. Wie Friedel Hablitzel erzählt, habe man ihn als Wasserfang unter der Dachrinne „wiedergefunden“.

Zur besonderen Kirchenausstattung gehören auch die drei Figuren Jesus als Weltenretter und die Evangelisten Johannes und Lukas. Ihre Herkunft ist nicht ganz genau geklärt. Sie werden in einer Chronik aber schon 1649 erwähnt. Man geht derzeit davon aus, dass auch diese Figuren noch aus der alten Kapelle stammen. 1984 sind die Figuren in den neu geschaffenen Altar, der ein Fischerboot darstellt, integriert worden. Diese und viele weitere Geschichten rund um die Kirche und ihr Inventar können Interessierte besonders zum Festwochenende im Juni kennenlernen. Dann wollen die Heubacher ihre Kirche mit Konzerten und Festen hochleben lassen.

Ausblick auf das Festwochenende

Freitag, 23. Juni
 ab 18 Uhr – Eröffnung mit Empfang. Orgelkonzert mit Kirchenmusikdirektor Torsten Sterzik und Julia Lucas. Ab 19.30 Uhr Kirchenführungen.

Samstag, 24. Juni
 ab 15 Uhr Familiennachmittag für Kinder und Erwachsene mit Spiel- und Bastelstraße und reichhaltiger Versorgung. 19 Uhr: Kirchenkonzert mit „Heaven’s Gate“ im Anschluss gemütliches Zusammensein an der Kirche.

Sonntag, 25. Juni
 13.30 Uhr: Festgottesdienst mit Ehrengästen. Predigt: Regionalbischof Tobias Schüfer. Orgel: Kirchenmusikdirektor Torsten Sterzik. Bläser und Heubacher Chor.

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