40 Jahre Pfarrdienst Manfred Schreiber geht in den Ruhestand

Annett Recknagel

Nach vier Jahrzehnten Dienst in Schmalkalden geht Pfarrer Manfred Schreiber in den Ruhestand. Verabschiedet wird er am kommenden Sonntag.

 
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Pfarrer Manfred Schreiber wird auch im Ruhestand noch Gottesdienste besuchen, aber als Gast und nicht als Akteur. Nach wie vor wird er in Schmalkalden leben und wohnen. Foto: Annett Recknagel

Schmalkalden - Hilmar Römhild war es. Der einstige Direktor der damaligen Erweiterten Oberschule (EOS) in Schmalkalden hinderte Manfred Schreiber an seinen Plänen. Seine Liebe gehörte damals der Mathematik. Sein Lehrer Manfred Lipfert war mehr als zufrieden mit seinen Leistungen. Dann aber kam das Aus. Schreiber war weder Mitglied in der Freien Deutschen Jugend noch hatte er vor, einen dreijährigen Wehrdienst in den Reihen der Nationalen Volksarmee zu leisten. Also war nach der 10. Klasse Schluss mit der EOS.

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Manfred Schreiber entschied sich für eine Schule in Eisenach und studierte Theologie. Später, als er Hilmar Römhild wiedertraf, sagte er zu ihm: „Sie sind schuld, dass ich Pfarrer geworden bin.“ Viele Schmalkalder sind dafür sehr dankbar. Pfarrer Schreiber gehört nach Schmalkalden – als Theologe und als Mensch.

Zunächst aber lebte der Sohn des einstigen Dekans Alfred Schreiber im Internat in Eisenach. Auf der Schule lernte er den früheren Seligenthaler Pfarrer Dietmar Hauser kennen. Es begann eine lebenslange Freundschaft. Hauser ist bereits zwei Jahre Ruheständler, Manfred Schreiber wird es ab 1. Februar. Bereits im Mai sind die Schreibers aus dem Pfarrhaus im Johannishof ausgezogen. Ihr neues Heim ist ein Haus in der Brackstraße. Manfred Schreiber wird den Schmalkaldern also erhalten bleiben.

Aufgewachsen ist er in Floh. Nach Abitur in Eisenach und Studium in Jena führte ihn das Vikariat nach Brandenburg an die Havel. Dort besuchte er das Predigerseminar. Seine beiden Examen legte er in Berlin ab. Dann erfuhr er, dass in Schmalkalden Pfarrer fehlten. Im August vollenden sich die vier Jahrzehnte, die Pfarrer Manfred Schreiber hier seelsorgerisch verbracht hat.

Rückblickend auf seinen Dienst fallen ihm zuerst die Konfirmanden ein. „Sie waren für mich immer sehr wichtig“, sagt er. Viele hatte er bereits getauft, kannte die Eltern und Großeltern. „Das ist das Schöne – man begleitet Familien von Beginn an“, berichtet er. Die Tradition, den Konfirmandentreff einmal im Monat auf einen Samstag zu legen, übernahm Pfarrer Schreiber von den Pfarrern Naumann und Hülsemann. Zu DDR-Zeiten praktizierten die beiden diese Art. „Konfirmandentreffen dürfen keine Schulstunden sein“, betont Pfarrer Schreiber. Den christlichen Glauben könne man nicht unterrichten, den müsse man erleben. In der Gemeinschaft. Und so erinnern sich viele Schmalkalder Konfirmanden an erlebnisreiche Samstage mit Themenangeboten, gemeinsamen Essen, Spielen, Aktionen und Meditation.

Letzteres war für Pfarrer Schreiber ein wertvoller Punkt. „Man braucht zwei Jahre, um sprechen zu lernen, fünfzig, um schweigen zu lernen“, zitiert er den bekannten Spruch des amerikanischen Schriftstellers Ernest Hemingway und lächelt verschmitzt. Der Satz wirkt für sich. So ist Pfarrer Schreiber – er denkt nach und wählt seine Sätze sehr bewusst. Oft brauchen sie keine Erklärung. Sie bleiben einfach hängen. Im Umgang mit den Konfirmanden fand er immer den richtigen Ton. Seine Ruhe strahlt aus.

Zweite Priorität hatten für ihn die Familien. Gemeinsam mit seiner Frau Christiane organisierte er viele Familienfreizeiten. „Das Gemeinschaftserleben war auch hier bedeutend“, sagt er. Zudem war Pfarrer Schreiber für die evangelischen Kindergärten zuständig. Dabei lernte er seine künftigen Konfirmanden kennen. Eins griff ins andere. Familiengottesdienste mit Pfarrer Schreiber wurden immer ein Erlebnis – ob zu Erntedank oder am Martinstag – die Gottesdienste waren immer Höhepunkte. Meist blieb man danach noch zusammen und aß gemeinsam. Natürlich habe es auch Zeiten gegeben, als Pfarrer Schreiber über einen möglichen Wechsel der Stelle nachdachte. Aber: „Hier bin ich aufgewachsen – ich wollte ganz bewusst mit meiner Erfahrung hierbleiben, obwohl viele Pfarrer natürlich nach Jahren weggehen“, sagt er. Diese seine Entscheidung hat Pfarrer Schreiber nicht bereut. „Die Stadt, die Kirche und die Menschen haben mich hier gehalten“, weiß er.

Und Neues entdecke er in Schmalkalden hier bis heute täglich. Noch gut erinnert er sich an die Gründung des Fördervereins der St. Georg Kirche. Manfred Schreiber ist Gründungsmitglied. Das erste Projekt war die Sanierung des Taufsteins. Eingeweiht wurde er am Ostersonntag 2009 – Pfarrer Schreiber taufte damals gleich zehn Kinder. Die Zusammenarbeit mit seinen Kollegen habe ihm auch immer viel bedeutet.

Während der 40 Jahre arbeitete er mit vier Dekanen zusammen, fühlte sich als Pfarrer aber immer frei und eigenverantwortlich. Etliche Angebote habe es gegeben, die auch für ihn wohltuend gewesen seien. Mit dem Ruhestand kommt jetzt ein klarer Schnitt. Natürlich wird er die Konfirmation aus nächster Nähe miterleben. Und natürlich wird er, sollte Not am Mann sein, hier und dort mal einspringen. Aber: Im Vordergrund ist Manfred Schreiber jetzt Ruheständler. „Ich lass das auf mich zukommen“, sagt er und fügt hinzu: „Ich bin nach wie vor Christ. Alles andere wird sich ergeben.“

Seit einigen Monaten gehört der kleine Jakob zu seiner Familie. Jetzt hat Manfred Schreiber mehr Zeit, sich um den Enkel zu kümmern. Tochter Mareike wohnt in Schmalkalden. Seine beiden erwachsenen Söhne David und Joshua sind in Jena und Erfurt zu Hause.

 Der Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Manfred Schreiber findet am Sonntag, 30. Januar, um 14 Uhr, in der Stadtkirche St. Georg statt.