34. Countryfestival: „Behütet“ im Wilden Westen

Es ist kein alter Hut, sondern ein ganz besonderer: Das 34. Countryfestival in Ratscher, etwas kleiner und exklusiver als in der Vergangenheit, hat am Wochenende viele Besucher an den Bergsee geholt. Sie haben die Freiheit des Wilden Westens und die Musik genossen.

 
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Ratscher - Eine junge Pfarrerin mit blauen Haaren und einem bläulichen Cowboyhut steht am Sonntag pünktlich um 11 Uhr vor knapp 50 Frauen und Männern. Beim Countryfestival in Ratscher ist Gottesdienst-Zeit. Wie jedes Jahr – nur anders. Jugendpfarrerin Anna Böck hält die Predigt – behütet, also mit Hut. Sie nimmt die Menschen mit auf die Suche nach der Bedeutung des Wortes. Der schützende Cowboyhut gehört dazu. Deshalb setzen auch Pfarrer Markus Heckert und Gemeindepädagogin Natalie Bayer ihren auf. Dazu gehört aber auch Countrymusik, die Willie Knothe und Helmut Limbeck von Just Country Lite beisteuern. Und weil’s die Mischung macht, gibt’s auch die traditionellen Bläserklänge des Posaunenchors.

Die lockere Atmosphäre schafft ein Gemeinschaftsgefühl. Wohlfühlen ist angesagt – nicht nur beim traditionellen Gottesdienst. Das 34. Countryfestival am Bergsee Ratscher ist Entspannung pur. Viele, viele Gäste empfinden dies ebenso, feiern friedlich miteinander, genießen die Musik, den Frieden, die Freiheit, zu der Countrymusik perfekt zu passen scheint. Bands wie Colorado Five, Just Country Lite oder Daniel T. Coates sind gern gehörte Gäste. Auch sie haben sich nach dem Stück Wilden Westen am Bergsee gesehnt. Nachdem alles im vergangenen Jahr coronabedingt abgesagt worden war, wird’s in diesem umso mehr genossen. Mitorganisator Thomas Hahn lächelt. „Mir haben viele auf die Schulter geklopft und gesagt, wie unheimlich dankbar sie sind, dass das Countryfestival stattfindet.“ Und obwohl viele auf dem Gelände unterwegs waren und sind, sei es bisher nicht einmal nötig gewesen zu ermahnen. Jeder hat sich an die Regeln gehalten.

Es war ein Experiment. Ein gelungenes, kann Hahn am Sonntagnachmittag sagen. Der Charakter des Festes, das eine Woche lang dauert, ist freilich geblieben. Nur, dass weniger Künstler es gestalten . „Wo sich sonst Bands abgewechselt haben, gehörte diesmal jeder Abend einer Formation, das ist das Neue“, sagt Thomas Hahn. Und das sei angekommen – sowohl bei den Künstlern, die auf einer kleineren Bühne spielten und ihren Auftritt selbst mixen mussten, als auch beim Publikum.

Allerdings brauchte es Organisationsgeschick, um die Veranstaltung relativ kurzfristig aus dem Boden zu stampfen. Die Künstler waren gleich dabei, erzählt Thomas Hahn, der sich freut, dass auch Gudrun Lange wieder gekommen ist. „Vor drei Wochen habe ich sie angerufen. Sie hat sich riesig gefreut“, erzählt er. So manchen Kopfstand hat es dennoch bedurft bei der Organisation des Drumherums. Vor allem Technik zu bekommen, sei ein „Drahtseilakt“ gewesen. Doch alles hat funktioniert.

Händler sind auch mit von der Partie. Weit gereiste und solche, die einen Katzensprung entfernt wohnen. Janine Büttner aus St. Kilian ist mit ihren Töpferarbeiten dabei. Vor zwei Wochen hat sie erfahren, dass das Countryfestival stattfindet. „Das ist wenig Zeit, sich vorzubereiten“, sagt sie. Doch sie ist da – und genießt die Zeit und die freundliche, fröhliche, aufgeschlossene Stimmung. „Hier hat niemand schlechte Laune“, sagt sie lächelnd.

Mit Prinz Chaos II. hatte das Festival auch königlichen Besuch. Nicht nur er, sondern auch Melanie und Michael Memm (Woodstock Forever) statteten dem Countryfestival und damit den Allianz-Partnern vom Bergsee einen Besuch ab. „Es ist echt toll, wie wir uns hier alle gegenseitig unterstützen. Der Zusammenhalt ist da“, freut sich Hahn, der im August auch beim Woodstock-Forever-Festival in Waffenrod dabei sein und sich im September unter die Paradiesvögel mischen wird.

Das 34. Countryfestival ist Geschichte – das 35. wird vorbereitet. „Wir bemühen uns, das Angebot wieder auszubauen.“ Das aber scheint fürs Publikum nicht ausschlaggebend zu sein. Die Hauptsache ist, es gibt das Countryfestival wieder und es kann ausgelassen gefeiert werden. Und natürlich behütet.

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