222. Kalter Markt Über 10.000 Menschen kamen nach Römhild

Endlich wieder Kalter Markt! Das dachten sich gestern wohl viele Menschen aus nah und fern und kamen in Scharen zum Traditionstermin nach Römhild.

 
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Sie konnten es scheinbar kaum „erwatt“ – endlich war wieder „kalter Matt“. Und es lässt sich kaum besser beschreiben, was sich am letzten Januardonnerstag in Römhild zum 222. Mal abspielte, als mit Manfred Hummels Worten aus der Hymne zum Kalten Markt: „un vom Mattbrönn bis zum Schmöger stenn die Täublich un die Göker, un die Leut weit hergelaffe, hole sich bei uns en Affe, oh die Fröd, oh die Fröd, oh die Fröd, daß mei Göker widder kräht“. Nun ja – ganz so tierisch ging es nicht zu, hat doch die aktuell vorherrschende Geflügelpest eine Absage der traditionellen Kleintierbörse zur Folge gehabt. Sonst lief allerdings alles wie im Lied beschrieben. Die Stände durchzogen die Gassen der Stadt, boten alles an Waren, was man sich so vorstellen kann – vom Putzlappen und Trödel über volle Beutel von den Marktschreiern bis hin zu Gewürzen, Salben, Kleidern, Schmuck – und jeder Menge Kulinarik.

Was in diesem Jahr – nach der Pandemie-bedingten Marktpause 2021 und der Warmen-Markt-Version 2022 – allerdings anders war, war die Uhrzeit, zu der die Menschen in Scharen gen Römhilds Innenstadt strömten. Früher als sonst, nämlich schon ab sieben Uhr, schlängelten sich unzählige Autos in Richtung Parkflächen und mit ihnen Tausende Menschen zum bunten Markttreiben. Am späten Vormittag ging dann nicht einmal mehr der sprichwörtliche Apfel zur Erde. Menschen – so weit das Auge reichte. Sie kauften ein, bummelten, schauten, ließen sich treiben und inspirieren – und sie trafen sich. Vielen stand die Freude ins Gesicht geschrieben, als sie Bekannten und Freunden, Nachbarn und Verwandten zufällig oder geplant begegneten und Zeit zum Quatschen hatten. So waren die Quelle und der Schabhof bis zum letzten Platz besetzt, in der Kegelbahn kehrten die Leute traditionell ein. Kurz: Römhild wurde zum Fest. Ein Fest, bei dem auch die etablierten Händler ihre Türen weit öffneten und mit besonderen Angeboten lockten. Ein Fest, zu dem die Galerie an der Töpferei Weingarten Kunstwerke präsentierte. Ein Fest, zu dem der Künstler Tom Naumann alias Tom Ravencrow aus Eicha mit seiner sogenannten Ravencrew Kunstwerke versteigerte, um dem kranken Anton zu helfen. Ein Fest, zu dem Bürgermeister Heiko Bartholomäus Kollegen zum traditionellen Kalte-Markt-Frühstück ins Schloss Glücksburg einlud. Einfach zu einem Fest, dass zwei Jahre nicht gefeiert werden durfte und dessen Wert scheinbar noch mehr geschätzt wird als in den Jahren vor der Pandemie.

Insgesamt kamen um die 180 Händler nach Römhild. Bewerbungen gab es laut Organisatorin und Museumsleiterin Kerstin Schneider durchaus mehr. Menschen dürften es am Donnerstag in Römhild über 10 000 gewesen sein, schätzt Stadtbrandmeister Stefan Laube. Entsetzt zeigte er sich über das Verhalten mancher Marktbesucher am Rande eines Notfalls: „Der Notarztwagen musste zwischen den Marktständen parken und es gab wirklich Menschen, die dafür kein Verständnis zeigten und wütend darüber schimpften. So etwas darf es nicht geben.“

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