222. Kalter Markt Plattform der Nächstenliebe für Anton

Helfende Kunst von Tom Ravencrow. Foto: privat

Noch ein Mal schlafen , dann ist es soweit: Der 222. Kalte Markt in Römhild wird Tausende anlocken. Künstler Tom Ravencrow aus Eicha nutzt die Plattform für eine Herzensangelegenheit.

 
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Während am heutigen Mittwoch die Händler Stück für Stück anreisen und die Stadt in einen riesigen Markt verwandeln, steht die Region in den Startlöchern und ist bereit, nach einem Jahr 2021 ohne den Markt und 2022 mit einem warmen Markt ihre alte Tradition zu leben und ganz früh am letzten Donnerstag im Januar nach Römhild zu kommen, um dort zu bummeln, zu kaufen, zu quatschen und einzukehren.

Künstler Tom Naumann alias Tom Ravencrow aus Eicha nutzt die Plattform des Kalten Marktes für eine Herzensangelegenheit. Er sammelt Spenden für den kranken Anton und möchte, dass die Menschen ganz gezielt auf den Parkplatz vor dem Rewe-Markt kommen, um sich dort über sein Projekt zu informieren. Die Spenden, die Tom Naumann für Anton sammelt, fließen direkt und komplett über ihn an „Freies-Wort-hilft“ und von dort an Antons Familie.

Wie Tom dazu kommt und warum für ihn Nächstenliebe das einzig wahre Gebot der Stunde ist, erklärt er, der bereits zahlreiche Projekte für Kinder angestoßen hat, selbst: “Nicht wenige Menschen halten mich für völlig verrückt, da ich mein Geld lieber denen zukommen lasse, die es dringender benötigen als ich, der nun schon seit vier Jahren auf einer Baustelle lebt. Die Frage nach dem Warum quält sie teilweise so sehr, dass sie ihr eigenes schlechtes Gewissen, ob ihrer Untätigkeit kaum noch ertragen können und schnell wieder untertauchen, in den Schutz der restlichen grauen Herde. Nicht auffallen. Nichts hergeben, was ihnen doch so lieb und teuer ist. Ich verrate mein Geheimnis, welches eigentlich keins ist und erzähle, was mir geholfen hat, meine Erkrankungen, die mich vierzig Jahre lang quälten. Es gibt aus meiner Sicht ein so einfaches Heilmittel, das von Geburt an in jedem von uns steckt. Tief in unseren Herzen, wo das Licht unserer Seele ihr zuhause hat, tragen wir sie in uns. Nächstenliebe.“

Magischer Moment

Mit diesem Thema beschäftigt er sich schon lange und lebt es. “Wahres Glück kann nur aus Liebe wachsen. Einer Liebe ohne Bedingungen oder Erwartungen. Erinnert sich jemand von den Eltern unter Ihnen an den magischen Moment, als ihr Kind ins Leben trat? Können Sie dieses Licht noch heute in sich spüren, wenn Sie daran denken? Stellen Sie sich vor, Sie könnten dieses schöne Gefühl von nun an täglich erleben, was würde das wohl mit Ihnen machen? Nach ein paar Wochen? Einem Jahr? Ich lade Sie heute dazu ein, sich selbst zu beschenken, indem Sie sich an einem kleinen Experiment beteiligen, welches ich für Sie vorbereitet habe. Es kam mir nach einem Gespräch mit einem der Dorfältesten in den Sinn, der mir wiederholt darüber berichtete, wie schön es doch im Osten früher war. Selbst heute, nach mehreren Jahrzehnten, schwärmen viele Menschen davon, wie viel lebenswerter ihr Leben war, obwohl es so viel weniger gab. Wenn ich sie frage, was denn so anders war kommt meistens: Der Zusammenhalt bei uns war anders.“

Mehr Zusammenhalt

Und so wünscht sich Tom Naumann, diesen Zusammenhalt wieder herzustellen und mit kleinen Schritten anzufangen: „Wann halten wir denn zusammen? Wenn es uns allen gleich geht und Neid und Gier keinen Boden zum Keimen finden. Seinen Nächsten zu lieben, fällt den meisten wesentlich einfacher, wenn es alle anderen ebenfalls tun. Ich möchte allen dieses Gefühl von früher zum Geschenk machen. Was man dafür tun muss, ist so lächerlich einfach, dass es jeder kann, egal ob vier oder vierundneunzig, arm oder reich, egal woher man kommt oder beabsichtigt zu gehen. Jeder kann sich beteiligen und allein dadurch rücken wir näher zusammen. Denn wenn es uns gelingt, vorurteilslos und mit Kinderaugen auf mein kleines Projekt zu schauen werden wir alle ausnahmslos beschenkt“, informiert er.

Der Künstler hat zu seinem Projekt ein Bild gemalt und sieht es als Schlüssel zum Glück der Erkenntnis: „Spüren Sie etwas Schönes, Gutes und Reines, wie ich es bei jedem Pinselstrich fühlen konnte? Sehr gut, Ihr Herz ist bereits geöffnet und ich beglückwünsche Sie zu diesem großen Schatz, den Sie in sich tragen. Wer mit dem Bild nichts anfangen kann, ist trotzdem eingeladen, mitzumachen und das Foto anschließend wiederholt auf sich wirken zu lassen. Vielleicht hat sich ja etwas in Ihnen verändert, etwas eröffnet oder Sie verstehen mich einfach ein bisschen besser. Ich möchte Anton vorstellen. Er war bereits öfters Thema in den Medien, auch hier im Freien Wort im September 2022, denn er ist sehr krank, kämpft regelmäßig um sein junges Leben und lässt seine lieben Eltern praktisch seit zwei Jahren bangen. Wie schlimm und schwer das für die beiden ist, mag ich mir gar nicht vorstellen und ich wünsche ihnen nichts mehr, als endlich den Spezialisten zu finden, der Antons kleine Seele vollständig in diese Welt holt und ihm eine Chance gibt, so sein zu dürfen, wie all die anderen Zwerge seiner Generation. Damit der Kleine angstfrei transportiert werden kann, benötigt er einen speziell für ihn gebauten Bus mit all den Geräten, die ihn im Notfall zurück ins Leben holen. Ein Krankenwagen, gelenkt von seinem Papa. Inzwischen wurde schon so viel gegeben, es fehlt gar nicht mehr viel. An dieser Stelle möchte ich mich, auch im Namen von Antons Familie, bei ihnen allen aus tiefstem Herzen bedanken“, so Tom Naumann.

Aktion zum Kalten Markt

Er setzt auf den Kalten Markt am 26. Januar. „Momentan arbeitet ein ständig wachsendes Team daran, eine Aktion auf dem Rewe- Parkplatz zu organisieren, wo wir auf Antons Schicksal hinweisen, unsere weiteren sozialen Projekte vorstellen und Bilder und Skulpturen,von Künstlern – deutschlandweit zur Verfügung gestellt – zum Verkauf anbieten. Alle Erlöse gehen an den Zwerg. Ich kann die Beteiligten und meine Crew leider nicht alle persönlich erwähnen, aber ich bin sehr dankbar und verdammt stolz auf jeden Einzelnen von euch. Abschließend möchte ich nun zum Experiment mit Ihnen kommen. Ich weiß um das Gute in allen Menschen, deshalb wird es ein so großer Erfolg werden, dass sich anschließend viele die Augen reiben werden wie so etwas denn möglich ist. Und vielleicht können wir dann sogar jemanden auf diesem Planeten finden, der dem kleinen Anton helfen kann. Ziemlich jeder Mensch hat ein monatliches Einkommen. Egal ob Gehalt, Gewinn, Lohn, Rente oder Taschengeld. Es ist völlig unerheblich für mein Vorhaben, wie viel jeder bekommt, weil trotzdem jeder das Gleiche gibt. Ich bitte Sie nicht um eine Spende, ich mag dieses Wort nicht mehr verwenden, ich bitte sie um ihren Anteil, um Anton zu unterstützen und sich selbst zu beschenken. Sie werden Teil einer großen Menschengruppe sein, deren Lichter sich verbinden und der Dunkelheit um uns herum endlich entgegentreten. Gewaltlos aber entschlossen, wie es die eigentliche Natur des Menschen ist. Ich bitte sie um den einhundertsten Teil ihres monatlichen Einkommens aus einem Monat ihrer Wahl. Nicht mehr und auch nicht weniger. Wir alle als Gemeinschaft geben nur ein einziges Prozent her, werden aber etwas so Großes erschaffen, das unsere Herzen erwärmt und uns wieder Vertrauen und Zuversicht in uns geben wird. Als wir damals die Mauern abgerissen haben, begann ein jeder für sich, eine Neue zu errichten. Wir sind alle bloß Menschen mit all den Fehlern, die wir jeden Tag machen. Niemand muss leiden oder sich einsam fühlen, wenn wir nur wieder lernen, wie schön es ist, in einer großen Familie zu leben, die aufeinander aufpasst und seinen Nächsten liebt“, findet der Künstler.

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