2. Gewichtheber-Bundes­liga Fernduell an den Hanteln

Endlich wieder Bundesliga: Marc Vogel, Justine Feix, Yvonne Kranz und Thomas Geier (hintere Reihe von links) sowie Madlen Weschke und Eileen Schweng vom Athleten-Club Suhl in der Wolfsgrube. Foto: /Hartmut Böhnhardt

Sie sind die zwei einzigen Übriggebliebenen in der 2. Gewichtheber-Bundes­liga: Suhl und Gräfenroda. Nun standen sich beide gegenüber – wenn auch mit einigen Kilometern Sicherheitsabstand.

 
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Suhl/Gräfenroda - Die Idee geisterte schon seit Längerem in den Köpfen der Gewichtheber herum. Nun wurde sie tatsächlich Realität: ein Heber-Wettkampf als Fernduell, um in schwierigen Pandemiezeiten doch irgendwie Sport möglich zu machen.

Mehrfach war der Start zur Zweitliga-Saison 2020/21 der Gewichtheber in den zurückliegenden Monaten pandemiebedingt verschoben worden. Mit Folgen: Einige Mannschaften warfen resigniert gleich komplett das Handtuch. Übrig blieben in der Staffel B der 2. Gewichtheber-Bundesliga nur die beiden Thüringer Vereine, der SV 90 Gräfenroda und der Athleten-Club (AC) Suhl.

Diese trugen nun am vergangenen Samstag ihren Hinkampf gegeneinander aus – was aber auch erst möglich war, nachdem zumindest die Kaderathleten wieder regelmäßig trainieren durften. Der AC Suhl unterlag 0:3 (400,4:513,8).

Trotzdem war bei diesem Bundesliga-Wettkampf diesmal alles ganz anders. Jede Mannschaft hob in ihrem jeweiligen Trainingsraum mit jeweils eigenem Kampfrichter (der in Gräfenroda kam aus Ohrdruf, der in Suhl aus Schleusingen). Dazu mussten zwingend die Hygienevorgaben eingehalten werden. Das hieß: Keine Zuschauer, aber auch keine der üblichen Helfer. Die Trainer amtierten gleichzeitig als Scheibenstecker und kamen ganz schön ins Schwitzen, auch weil sich der Wettkampf über sechs Stunden hinzog.

Dabei gab es auch keinen Austausch der jeweils in Suhl und Gräfenroda gehobenen Leistungen (und damit auch nicht das sonst übliche Taktieren beim Festlegen der nächsten Last). Nichtsdestotrotz: Wichtig war, dass die Athleten überhaupt wieder einen Wettkampf absolvieren konnten. Suhls Trainer Hartmut Böhnhardt war froh, dass erst mal wieder „ein bisschen Sport“ möglich war. Seine Mannschaft habe er halbwegs zusammenbekommen. Leistungsträger wie Mario Koch vermisste man schmerzlich. Der Polizist musste arbeitsbedingt passen. Dafür war nach langer Pause wieder Justine Feix zurück an der Hantel.

Die, die auf der Wettkampfbohle standen, hatten alle noch Reserven, so Böhnhardt. Kein Wunder: Reguläres Training war lange unmöglich. Mancher, wie Landeskader Marc Vogel, stemmte in der heimischen Garage Gewichte. „Da ist nichts mehr mit Garage!“, lacht sein Trainer. „Er hat seine Garage vollkommen umgerüstet.“ Trotzdem musste auch Vogel Federn lassen. Kam er früher schon auf über 290 Kilogramm, reichte es nun beim ersten Bundesliga-Wettkampf nach dem Lockdown nur zu insgesamt 271 Kilogramm.

Dafür lieferten vor allem die Suhler Frauen ab. „Die Mädels haben sich enorm gesteigert“, betont Böhnhardt. Wie nicht anders zu erwarten, sorgte die einstige EM-Bronzemedaillengewinnerin Yvonne Kranz für den Suhler Bestwert (86 Punkte). Trainer Böhnhardt stolz: „Sie hat es immer noch drauf.“ Neue Bestleistungen erzielten Eileen Schweng (100 kg) und Madlen Weschke (123). So war AC-Trainer Hartmut Böhnhardt am Ende zufrieden. Mit 400 Punkten habe das Team das selbst gesteckte Ziel erreicht.

Gräfenroda strebte trotz einer kurzen Vorbereitung ein Ergebnis von über 500 Relativpunkten an. Dabei half am Samstag auch erstmals der tschechische Gastheber Jakub Bartecek mit. Er zeigte bei seinem Einstand für den SV 90 eine starke Leistung. Gräfenroda führte zu diesem Zeitpunkt knapp mit 1,8 Punkten.

Dass es am Schluss noch zum deutlichen Sieg im Reißen reichte, lag an Gräfenrodas Top-Hebern André Langkabel und Philipp Griebel. Langkabels bereits starke 131 kg konterte Griebel im internen Wettkampf mit 135 kg. Da konnte Suhl trotz großen Kampfes nicht mehr mithalten und Gräfenroda gewann das Reißen mit 188,4 zu 154,7 Relativpunkten.

Im Stoßen wurde bei Gräfenroda diesmal nicht gewechselt. Hier stellte Jakub Bartecek sein Potenzial eindrucksvoll unter Beweis: Er scheiterte erst an der Bestleistung von 164 kg. Im dritten Versuch steigerte sich Griebel auf 165 kg, was exakt 300 kg Zweikampfleistung und 106 Relativpunkte ergab. Das war die Tagesbestleistung. Mit 325,4 zu 245,7 gewann der SV 90 auch das Stoßen und mit 513,8 zu 400,4 im Zweikampf den dritten Punkt.

Der Rückkampf ist noch für den Juni vorgesehen, wieder als Fernkampf und mitunter sogar mit unterschiedlichen Terminen. hol/rab/kt

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