160. Geburtstag Ein Pfarrer und seine außergewöhnliche Kirche

Ingo Greiner
Das Grab von Pfarrer Scheller wird seit dem 1998 als Ehrengrabstätte der Stadt Neuhaus am Rennweg gepflegt. Auf Initiative der Familie Gisbert und Helgard Weirauch, den Neuhäusern Carsten Cundt und Ingo Greiner sowie durch örtliche Sponsoren wurde im Jahre 2019 eine neue Porzellanplatte am Grabstein angebracht. Foto: Ingo Greiner

Die Holzkirche von Neuhaus am Rennweg ist außergewöhnlich. Der Mann, der den Bau initiierte, kam vor 160 Jahren zur Welt. Heute pflegt die Stadt sein Andenken mit einem Ehrengrab.

 
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Neuhaus am Rennweg - Vor 160 Jahren, am 5. April 1861, wurde Hilmar Günther Gustav Scheller in Schwarza geboren. Im Mai 1887 trat Pfarrer Scheller das Pfarramt in Neuhaus am Rennweg an. Es war die erste Pfarrstelle, die er selbstständig als Pfarrer verwaltete.

Der baufällige Zustand der Barockkirche (1673 – 1894) wurde schon seit vielen Jahren von seinen Amtsvorgängern - Pfarrer Löle und Pfarrer Mohr - wiederholt bei der Landesregierung angemahnt. Alles ohne Erfolg. Pfarrer Hilmar Scheller hat sofort nach seinem Amtsantritt eindringlich und vehement auf den gefährlichen baulichen Zustand der Kirche mahnend bei der Landesregierung hingewiesen. Nach Überwindung vieler Widerstände wurde ihm von der Landesregierung in Schwarzburg, genauer von der „Fürstlichen Kirchen - und Schulinspektion“, der Bau einer neuen Holzkirche auf dem Förstersacker in Neuhaus genehmigt.

Die Einweihung der neuen Kirche fand am 28. August 1892 statt. Bedauerlicherweise ohne Pfarrer Hilmar Scheller. Er war plötzlich am 4. August 1892 im 32. Lebensjahr verschieden. Er wurde auf dem Friedhof „Bau“ beigesetzt. Hilfsprediger Fabig erklärte im August 1892 zum Ableben von Pfarrer Hilmar Scheller: „Tieferschüttert durch das plötzliche Ableben des Pfarrers Hilmar Scheller widme ich dem Andenken dieses unvertrefflichen Seelsorgers diese Zeilen.“

Mit unermüdlichem Eifer und seltener Treue unterzog er sich den nicht ganz leichten Pflichten der großen Parochie (Gemeindebereich) und in kurzer Zeit hatte er es verstanden, die Herzen seiner Gemeindemitglieder zu erobern. Seinem segenreichen Wirken verdankt die Gemeinde Neuhaus unter anderem die Gründung einer neuen Schule, eines neuen Friedhofs und des Gotteshauses. Letzteres einzuweihen war ihm leider nicht vergönnt. Unter dem Jubel der Einwohner von Neuhaus führte er seiner Gemeinde eine Pfarrerin zu, die ihn mit zwei lieben Kindern ( Johannes Heinrich Friedrich, geboren am 28. Februar 1890 und Emilie Ruth, geboren am 24. Dezember 1891) beschenkte.

Im Winter des Jahres 1892 warf die Grippe den Mann „von herkulischer Gestalt und blühendem, protzendem Aussehen“ auf das Krankenlager, von dem er sich erst beim eingetretenen Frühling wieder erholte. Scheinbar hatte er die frühere Gesundheit wieder erlangt, als plötzlich eine Erkältung ihn von Neuem ans Bett fesselte. Schon glaubte man, alle Gefahr beseitigt, als seinem Leben durch einen Herzschlag ein Ziel gesetzt wurde.

Unter ungemessener Beteiligung der Gemeinden wurde er auf dem neuen Friedhof, den er selbst geweiht hatte, zur letzten Ruhe gebettet.

„Unerschütterliches Gottvertrauen, nimmer ermüdender Eifer, herzgewinnende Freundlichkeit , unerschrockene Freimütigkeit, wenn es Gottes Wort und die Wahrheit zu verkünden galt, peinlichste Treue in allen Zweigen seiner Amtsführung, sind die Grundzüge seines Charakters gewesen“, steht im Kirchenbuch unter den Sterbeeintragungen 1885 bis 1913.

Sein Grab wird seit dem 2. März 1998 als Ehrengrabstätte der Stadt Neuhaus am Rennweg gepflegt. Auf Initiative der Familie Gisbert und Helgard Weirauch, den Neuhäusern Carsten Cundt und Ingo Greiner sowie durch örtliche Sponsoren wurde im Jahre 2019 eine neue Porzellanplatte am Grabstein angebracht.

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