1500 Steine je 50 Euro Haus der Zukunft für die vergessenen Kinder

Die in den Armenvierteln lebenden Kinder sollen wieder eine Vorschule in Okhandja und mit ihr eine Perspektive bekommen. Foto: Fuhrmann

Unvorstellbar nennt Heike Fuhrmann vom Lions Förderverein Suhl – Zella-Mehlis das Leben, das Namibias vergessene Kinder fristen. Ein Gemeinschaftsprojekt soll einigen den Weg von der Müllhalde in ein Kinderhaus ermöglichen.

 
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Suhl/Zella-Mehlis - Zum letzten Mal hat Heike Fuhrmann aus Suhl Okahandja im März des vergangenen Jahres besuchen können. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren noch nicht ihrer wichtigen Zukunftschance beraubt, die bisherige Vorschule nutzen zu können. Über Jahre hat sie Mädchen und Jungen von den Straßen, von den Müllhalden der Armenviertel eine Perspektive auf ein besseres Leben geboten. Sie lernten Zahlen und Buchstaben kennen, konnten sich mit Spielen beschäftigen und bekamen eine warme Mahlzeit. Oftmals die einzige am Tag überhaupt. Ermöglicht hat all das Gottfried Brenner, der über verschiedene Hilfsprojekte in Namibia versucht hat, die Lebensumstände der Ärmsten und der Schutzbedürftigsten Namibias zu verbessern. Mit seinem Tod vor zwei Jahren ist im Laufe der folgenden zwölf Monate auch sein Vorschul-Projekt in einem ehemaligen Farmhaus gestorben, das Heike Fuhrmann 2017 in Okahandja kennengelernt hatte und seither privat mit ihrer Familie unterstützt.

Toini, als Erzieherin über all die Jahre an der Seite der vergessenen Kinder vor Ort, hat versucht eine Übergangslösung zu schaffen. Diese hat jedoch nichts mit dem zu tun, was das Brenner-Projekt einst ausgemacht hatte. Doch Geld daraus fließt längst nicht mehr. Es mangelt an allem. Dennoch hat es die engagierte Erzieherin fertiggebracht, für die Kinder mit vielen Helfern wenigstens eine wackelige Blechhütte errichten zu lassen. Kein Zustand, denn im Sommer ist es darin viel zu heiß und im Winter viel zu kalt und zugig, doch bisher einzige Alternative für rund 25 Mädchen und Jungen.

Das soll sich ändern. Die Idee ist ein Haus für bis zu 70 Kinder, das Kindergarten und Vorschule zugleich sein kann. Dafür machte sich Heike Fuhrmann in Suhl stark, die zugleich auch dem Lions Förderverein Suhl – Zella-Mehlis angehört. Längst weiß sie nicht nur ihre Familie hinter sich, sondern inzwischen auch die Lions. „Und das ist ungemein wichtig. Denn ich möchte, dass ein Hilfsprojekt auf breiten Schultern getragen wird. Damit ist es wesentlich zukunftssicherer angelegt und nicht abhängig von nur einer Person“, ist sie glücklich über die Entwicklung in ihrer Heimat. „Gottfried Brenner hatte zwar sehr viele Kontakte, am Ende aber auch feststellen müssen, dass niemand da ist, der sein Projekt fortführt.“ Generell soll nun unter einem neuen Ansatz Hilfe für Kinder geleistet werden, die nirgends registriert sind oder in keiner Statistik einer Meldebehörde auftauchen, begonnen bei den Grundstücksfragen und aufgehört bei der langfristigen Sicherung.

Mit im Boot ist auch die Firma Polycare, die vor elf Jahren in Gehlberg gegründet worden ist und inzwischen in Namibia eine Produktionsstätte errichtet hat. Darin fertigen Einheimische aus Wüstensand und Harz große Polymerbeton-Steine, die nach dem Baukastenprinzip ganz nach Bedarf zu Wohn- und Nutzgebäuden zusammengesteckt werden. Ihren Kontakt zu Robert Rösler von Polycare, der Ingenieur, der vor Jahren die innovative Fertigungs- und Baumethode den Lions vorgestellt hatte, nutzte Heike Fuhrmann nun für das Projekt. „Wir sind ein so reiches Land. Da wird es doch möglich sein, für die Kinder in Namibia ein solches Haus zu erreichten“, ging es ihr nicht mehr aus dem Kopf.

Familie, Freunden, den Lions, wo immer möglich, erzählte sie von ihrer Idee, und fand immer mehr Unterstützer. So hat zum Beispiel Christoph Engel, er ist Lions Governor, bewirken können, das der Lions Distrikt Ost-Mitte das Projekt mit 10 000 Euro unterstützt. „Ich war so überrascht, dass mir die Tränen nur so strömten“, erinnert sich Heike Fuhrmann an den besonderen Moment Anfang Juni, der das Projekt richtig ins Rollen gebracht hat.

Blitzschnell ist in Familie ein Video zusammengestellt worden, dass dem Förderverein präsentiert worden ist, der sich wenig später ebenfalls zum Projekt bekannt hat. „Die Kraft des Teams zu spüren, macht unglaublich Spaß“, so die Projektleiterin, die bereits die nächste Mammut-Aufgabe angeschoben hat. Und die heißt, Spender für 1500 Polycare-Steine zu finden. Mit dem Erwerb eines Steins im Wert von 50 Euro verhilft jeder Spender dem Projekt ein Stück weit zum Erfolg und erhält dafür ein Zertifikat. „Jeder Cent fließt direkt in das Haus, da alle Vereinsmitglieder das Projekt ehrenamtlich unterstützen.“ Außerdem ist ein Online-Tagebuch zum Verfolgen der Projektfortschritte geplant. Im kommenden Frühjahr soll das Haus stehen, wobei die Kinder auch darüber hinaus Unterstützung erfahren sollen. Eine weitere Idee dafür sind zum Beispiel Kinder-Patenschaften.

Spenden bitte auf das Konto: Lions Förderverein Suhl – Zella-Mehlis e.V.IBAN: DE47 7933 0111 0001 7010 27Verwendungszweck: Spende Okahandja sowie Name und Adresse

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