101. Feldsteintreffen Ein Fest, das keine Werbung braucht

Wolfgang Swietek

Am Pfingstmontag trifft man sich auf dem Feldstein – das ist für viele keine Frage mehr. Es war dieses Jahr bereits das 101. Feldsteintreffen. Und niemand hat sein Kommen bereut.

 
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Ist eine 101 eigentlich ebenfalls ein rundes Jubiläum? Die Frage stellt sich eigentlich nicht, sagt Jens Zachrich, der im vorigen Jahr, als es das 100. Treffen dieser Art gab, noch Bürgermeister der kleinen Gemeinde Lengfeld war. „Wir haben es auch nicht anders gefeiert als in den Jahren davor und auch heute wieder“, sagt Jens Zachrich, der es sichtlich genießt, seit einem Jahr nicht mehr so große Verantwortung mehr zu haben, seitdem er den Staffelstab als Ortschef weitergereicht hat. Doch für die Versorgung der Gästeschar von mehreren Hundert Besuchern fühlt er sich weiterhin verantwortlich, und das gemeinsam mit seinem Vater und einem engagierten Team. Bereits seit Mitte der 90er Jahre tun sie dies.

Wer am Pfingstmontag erstmals das Treffen auf dem Feldstein miterleben wollte, hatte Mühe, den Weg zu finden. Werbung dafür – Fehlanzeige. Gab es zu Himmelfahrt in vielen Orten große Aufsteller, beispielsweise mit „Große Männertagsparty auf dem Festplatz“ oder ähnliches, lag das Örtchen Lengfeld an diesem Tag still, verträumt und verlassen. Niemand da, den man hätte fragen können. Die Erklärung dafür: Jeder, der noch gesunde Beine hat, ist oben auf dem Feldstein. Mehrere Wege führen dort hinauf – aus unterschiedlichen Richtungen ist der Feldstein zu erreichen. Bald musste niemand mehr gefragt werden. Ob zu Fuß, per Rad oder mit dem Auto – für alle gab es nur dieses eine Ziel. Zu der Beliebtheit dieses Treffens kam in diesem Jahr noch die Sicherheit, dass den ganzen Tag über Sonnenschein pur zu erwarten war.

Vergessen ist längst die Zeit von wenigen Jahren – wohl in den 1960ern – als das Treffen in Verruf geraten, von der Staatsmacht um jeden Preis verhindert worden war. Aus vielen Regionen des Landes DDR waren junge Leute gekommen, die man hier nicht haben wollte, die wohl auch nicht mit den besten Vorsätzen gekommen waren. Auch wenn damals noch nicht von einer rechten Szene oder von Hooligans die Rede war, hatten diese Leute doch eher Randale im Kopf als friedlich zu feiern.

Doch nach dieser (Zwangs-)Pause holten sich die Lengfelder allmählich ihr Fest wieder zurück, das schon in den weiteren DDR-Jahren wieder zu alter Beliebtheit zurückfand und kaum einen Vergleich zu anderen Festen in der Region scheuen musste. Inzwischen kommen die Besucher aus allen Generationen – vom Kleinkind bis zu den Senioren. Mit Kind und Kegel, oft auch mit dem eigenen Hund, gibt es am Pfingstmontag für viele kaum ein anderes Ziel als den Feldstein, und das nicht nur für die Stammbesucher. Ein friedliches Fest, wie es schöner nicht sein kann. Gedankt sei allen, die als Helfer hinter den Kulissen alles dafür getan haben, dass auch in diesem Jahre wieder kaum Wünsche offen geblieben sind.

Die Sage vom Feldstein

Mit den Sagen
ist das so eine Sache. Sie werden von Generation zu Generation weitererzählt, immer mal etwas hinzugefügt oder weggelassen. Sodass es im Laufe der Zeit mehrere Varianten gibt. Die am häufigsten erzählte ist die: Ein Schlossherr auf den Gleichbergen hatte große Sorgen: Sein herrschaftlicher Sitz verfiel immer mehr, und er allein hatte nicht die Kraft, den Verfall aufzuhalten. Da schloss er in seiner Not einen Pakt mit dem Teufel: Wenn dieser den Schutzwall um sein Schloss in einer Nacht wieder aufbaut, und das bis zum ersten Hahnenschrei, dann bekommt er als Lohn die Tochter des Schlossherrn zur Braut. Die Magd, die ihre Herrin, die Prinzessin des Hauses, innig liebte, war entsetzt. Und so ersann sie eine List, die verhindern sollte, dass die Prinzessin den Teufel heiraten musste. Sie schlich sich nachts mit einer Kerze in den Hühnerstall. Der Hahn, der das Licht entdeckte, dachte deshalb, es sei schon der Morgen angebrochen – und begann lauthals zu krähen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Teufel gerade den letzten Stein für den Burgwall in seinen Klauen und schwebte damit dem Schloss entgegen. Vor Schreck oder aus Wut, die Frist nicht eingehalten zu haben, ließ er den Stein nahe Lengfeld fallen. Wo er heute noch liegt … und zu einem beliebten Ausflugsort geworden ist.

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