Zwar gibt es keine Statistik über derartige Unfallzahlen, doch Berichte über entsprechende Vorfälle häufen sich. Nach wie vor liegen insbesondere die Deko-Kamine mit Bio-Ethanol im Trend. Sie sind vergleichsweise günstig, verbreiten durch die sichtbare Flamme eine Art heimelige Lagerfeueratmosphäre und sind dennoch modern. Doch die Stiftung Warentest stuft Bioethanol-Kamine als "brandgefährliche Deko" ein und warnte bereits vor sieben Jahren auf ihrem Internet-Portal test.de vor der "Gefahr im Wohnzimmer". Ethanol sei ein gefährlicher Brennstoff, der bei Temperaturen über 21 Grad Celsius zusammen mit Luft ein leicht entzündliches, sogar explosionsfähiges Gemisch bilde: "Aufgrund seiner leichten Entzündbarkeit wird Ethanol auch gezielt als Brandbeschleuniger eingesetzt." Mittlerweile muss nun schon auf der Verpackung - neben vielen anderen Hinweisen - darauf hingewiesen werden, dass das Gerät nur in gut belüfteten Räumen und nur für den dekorativen Gebrauch bestimmt ist.
Für Heizgeräte greifen Regelungen, die zahlreiche Vorgaben zur Sicherheit der Geräte machen. Ethanol-Kamine und Deko-Feuerstellen aber könnten ungeprüft auf den Markt gebracht werden, so die Stiftung Warentest. Überwachte Sicherheitsregeln für diese Geräte gibt es nicht, somit auch kein GS-Zeichen für "Geprüfte Sicherheit". Eine neue Norm mit Anforderungen an die funktionelle Sicherheit (DIN 16647) ist dagegen erst vor wenigen Monaten veröffentlicht worden. Auf die gilt es also zu achten, auch wenn auch diese nicht vollständig vor einer Fehlbedienung schützen kann.
Ihre Beliebtheit verdanken die Bio-Ethanol-Öfen auch ihrer einfachen Handhabung. So sind sie nicht nur leicht aufzubauen, sondern benötigen auch keinen Abzug. Dies wiederum rief auch schon das Fraunhofer-Institut für Holzforschung, das Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI) in Braunschweig auf den Plan: "Da die Öfen die Abluft nicht ins Freie leiten, gelangen die Verbrennungsprodukte direkt in den Wohnraum", teilte das Institut vor einiger Zeit mit. Dazu gehören feine Verbrennungspartikel sowie die Reizgase Stickstoffdioxid und Formaldehyd und die krebserregende Substanz Benzol. Theoretisch sollte Ethanol zwar vollständig zu Kohlendioxid und Wasser verbrennen. Ob dies in der Praxis auch geschehe, hänge aber von der Qualität des Brennstoffs und Faktoren wie der Art des Brennstoffs oder der Verbrennungstemperatur ab. Klar ist: Je öfter und je länger die Öfen brennen, desto mehr Schadstoffe gelangen auch in die Luft. Wie gesundheitsschädlich die gemessenen Substanzen sind, konnte das Fraunhofer-Institut abschließend nicht klären, gibt aber eine Empfehlung ab: Die Öfen sollten nur in großen und sehr gut gelüfteten Räumen betrieben werden.
Dass sich viele Menschen der Gefahr nicht bewusst sind, die von Bio-Ethanol-Öfen ausgehen kann, das weiß auch Thomas Neeb, Kreisbrandmeister im Landkreis Haßberge und zuständig für den Bereich Oberaurach, der am Sonntagabend in Kirchaich vor Ort war. Er rät den Besitzern zur doppelten Vorsicht. "Bei Ethanol-Öfen ist ganz wichtig, dass man diese erst nachfüllt, wenn der Ofen komplett abgekühlt ist", mahnt Thomas Neeb. In der Regel sollte dies frühestens nach ein bis zwei Stunden der Fall sein. Wenn der Ofen oder Kamin immer noch warm oder sogar heiß sei, könne die Flüssigkeit immer noch "ausgasen" und sich dadurch entzünden. Und dann könne es auch zum Schlimmsten führen: "Wenn das dann auf den Körper kommt, kann auch der Körper zu brennen beginnen."