Eigener Inhalt Adieu, Alltag…

Wolfgang Plank
 Foto: AdobeStock

Sich fühlen sich wie ein Held? Dann einfach mal was wagen. Adrenalin gibt’s zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

 
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Blickt man zurück, war dieses Wochenende ganz offenbar eines der Wagemutigen. Der deutsche Gelehrte Alexander von Humboldt kam 1804 von seiner großen Amerika-Reise zurück, der schottische Missionar David Livingstone schlug sich 1851 zum Oberlauf des Sambesi durch – und auf der Suche nach der Quelle des Nils gelangte sieben Jahre später der britische Forscher John Hanning Speke als erster Europäer an den Viktoriasee. Von den Amerikanern, die 1958 im Atom-U-Boot Nautilus als Erste unter dem Eis den Nordpol erreichten, ganz zu schweigen.

Nun indes sind die Zeiten für echte Abenteuer schwierig geworden. Aber einmal so fühlen wie ein großer Draufgänger, das wäre schon was. Einmal etwas tun, was wirklich Gänsehaut macht. Etwas, das die Nerven so richtig kitzelt. Einfach mal den ganz großen Augenblick erleben. Muss ja nicht gleich Dschungel oder Tiefsee sein. Vielleicht reicht zu Beginn auch Bob fahren oder über glühende Kohlen laufen. Egal was, Hauptsache: Kick. Immer nur grauer Alltag ist doch langweilig. Irgendwann darf es auch mal richtig verrückt werden.

Mit etwas Hilfestellung kann man das Abenteuer getrost angehen. Und mit ein bisschen Augenmaß. Zwanzig Minuten Loopings im Kunstflugzeug klingen verlockend, wollen aber auch bezahlt und vor allem einigermaßen heil überstanden sein. Wer mag sich schon mitten im größten Vergnügen Diverses durch den Kopf gehen lassen? Für den bodenlosen Auftakt geht es deshalb auch ein bisschen kleiner. Ballonfahren zum Beispiel. Oder Tandemflug im Gleitschirm. Den Fallschirmsprung kann man sich ja als Steigerung fürs nächstes Jahr aufheben.

Wer lieber in Bodennähe bleibt, muss trotzdem nicht auf Fluggefühl verzichten. Schweben im senkrechten Windkanal kommt dem Sprung aus 3000 Metern gefühlt schon ziemlich nahe. Ohne das geringste Risiko. Mehr Mut erfordert da schon, sich bloß mit einem – hoffentlich richtig abgemessenen – Gummiband an den Füßen von Brücke oder Baukran zu stürzen. Beim freien Fall in die Tiefe gewinnt die Laune jedenfalls mächtig an Höhe.

Alles irgendwie zu trocken? Wie wär’s dann mit einer Schlauchboot-Schussfahrt im reißenden Wildbach oder einem gepflegten Tauchgang mit Flasche und Flossen? Sogar auf U-Booten kann man mittlerweile stundenweise anheuern. Die meisten haben der besseren Aussicht wegen mindestens Luken, die pfiffigen sogar gläserne Böden. Da hat der handelsübliche Törn auf Segeljacht oder Katamaran beinahe schon etwas Altmodisches.

Selbstverständlich gibt’s auch auf festem Boden Prickelndes zu erleben. Und das nicht erst seit Einführung der E-Roller. Auf zwei Rädern als Harley-Ausfahrt oder Segway-Trip zum Beispiel, gerne auch auf dreien im Seitenwagen eines Oldtimer-Gespanns – vor allem aber auf vieren. Im Katalog der Adrenalin-Anbieter locken Allrad-Abenteuer in Geröll und Morast oder Raser-Runden im Renn-Taxi. Echt abgefahren.

Und wo eigentlich steht, dass Eisenbahn stets den Zusatz Modell tragen muss? Wer heute gesetzteren Alters ist, wollte doch als Kind bestimmt noch Lokomotivführer werden – und trotzdem haben die mit Abstand meisten dann doch umentschieden. Wer das ein klein wenig bereut, kann sich für ein halbes Nostalgie-Stündchen auf den Führerstand schwingen und dampfen, was der Kessel hergibt.

Rad ab indes ist der Höhepunkt. Denn dann kommt endlich Kette. Der geheime Traum seit Kindertagen. Einmal im großen Bagger hantieren oder besser noch: gleich im Panzer. 40 Tonnen Stahl mit 800 PS im Kreuz – so viel Vorfahrt gibt’s nie wieder …


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