Eigener Inhalt Ceed nach Sturm aus ...

Wolfgang Plank

Kia nimmt mit seinem kompakten Kombi ausdrücklich den Golf ins Visier

 
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Es läuft gerade nicht schlecht für Kia. Oder sollte man besser sagen: fährt? Vorbei die Zeiten, in denen man bei der Marke spontan an "irgendwas mit billig und sieben Jahren Garantie" dachte. Das hat die Koreaner über die Jahre selbstbewusst werden lassen. Vor allem bei ihrem Deutschland-Bestseller. Der neue Ceed (sprich: Siehd) fordert ganz ausdrücklich den Golf heraus – noch immer der König der Kompaktklasse. Ab sofort auch bei der Deutschen liebsten Bauform nach dem SUV: dem Kombi.

Und so hat Kia nicht nur den umständlichen Apostroph des Vorgängers aus dem Namen gestrichen, sondern gleich den ganzen Auftritt verjüngt. Für die dritte Generation der Ceed-Langversion "Station Wagon" hat das Team um Kreativ-Chef Peter Schreyer einen schicken Mittelweg ertüftelt. Vorne herum ein bisschen inspiriert vom schnittigen Sportler "Stinger", seitlich und hinten aber irgendwie auch massentauglich. Mit breiterer "Tigernase", größeren Lufteinlässen und einem schicken optischen Trick: Die Front ist zwei Zentimeter kürzer geraten, das Heck indes fast zwölf Zentimeter länger.

Das bringt auf 4,60 Metern Gesamtlänge ordentlich Freiraum. Sogar in der zweiten Reihe. Wenngleich man dort seine Beine ein bisschen an der B-Säule vorbeimogeln muss. Vor allem aber wird Platz hinterm Gestühl. Stolze 625 Liter packt der Ceed SW da weg, mit umgeklappten Sitzen werden daraus imposante 1,7 Kubikmeter. Danach strecken sich andere Gepäckabteile dieser Klasse vergebens.

Besonderes Lob gebührt den Entwicklern allerdings dafür, dass sie außer dem reinen Volumen auch die Lendenwirbel ihren Kunden im Blick hatten und die Ladekante im Vergleich zum Vorgänger um fast neun Zentimeter nach unten drückten. Obendrein ersannen sie ein höchst pfiffiges Verstau-System mit Unterflur-Ablagen für Abdeckung und Trenn-Netz sowie Schienen mit stufenlos verschiebbaren und sogar schräg zu arretierenden Halterungen samt Spanngurten.

Vorschub leisten zwei agile Turbo-Benziner (120 und 140 PS) sowie ein eher schläfriger Sauger mit 100 PS – allesamt mit Partikelfilter. Der überaus leise Top-Motor überzeugt dabei nicht nur am besten, er ist auch Voraussetzung für das angenehm sortierende Sieben-Gang-DSG. Die beiden 1,6-Liter-Diesel mit SCR-Kat leisten 115 und 136 PS. Auch hier agiert der stärkere deutlich souveräner und obendrein so leise, dass – von Volllast mal abgesehen – sogar der Fahrtwind mehr Geräusche verursacht. Und wer nicht selbst ins Räderwerk greifen will, für den ist auch hier die Wahl schon getroffen.

Dabei ist der Rat zum großen Triebwerk schon beinahe überflüssig. Gut die Hälfte wird ihn sowieso ordern. Schon weil Askese bei Kia-Kunden wenig verbreitet ist. Mehr als 40 Prozent dürften wie bisher die beiden am besten ausgestatteten Varianten wählen – für die Basisversion ohne Klimaanlage erwärmt sich erfahrungsgemäß gerade mal das eine Prozent hartnäckiger Komfort-Allergiker.

Denen allerdings entgeht eine ganze Menge. Die eisfrei wärmende Frontscheibe zum Beispiel oder klimatisierte Vorder- und beheizbare Rücksitze. Vor allem aber die dem Golf ebenbürtige Sicherheitstechnik. So hält der Ceed SW – je nach Ausstattung – nicht nur Tempo, Abstand und Spur, er fährt bis Tempo 130 sogar teilautonom – inklusive Stop and Go in der Kolonne. Obendrein beäugt er Querverkehr und tote Winkel – und bremst zur Not auch für Fußgänger. Das ist in dieser Klasse schon eine Ansage. Aus Wolfsburger Sicht kommentiert könnte man sagen: Ceed nach Sturm aus…

Die Federbeine schaffen einen erfreulich guten Spagat zwischen schick-straff und alltäglich-komfortabel. Flott manövriert erweist sich Kias Jüngster als überaus agil und drängt in sehr zügig gefahrenen Kurven erst ganz spät Richtung Tangente. Im Gegensatz zur Limousine gibt auch die Lenkung etwas mehr Rückmeldung.

Los geht’s – sparsam, aber eben auch spartanisch – bei 16 990 Euro, in den Genuss des 140-PS-Turbos kommt man ab 23 090 Euro – und für "Ceed SW mit allem" werden ab 34 290 Euro fällig. Wer noch nicht ganz schlüssig ist – Kia reicht demnächst Triebwerke für Geizer und Gasfüßler gleichermaßen nach: unten einen Mildhybrid-Diesel mit 48-Volt-Unterstützung, oben einen GT mit geschätzt 200 PS.

Und wer bislang noch nicht daran gedacht hat – sieben Jahre Garantie gibt’s selbstverständlich auch…

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