Meiningen Landkreis verschärft Corona-Einschränkungen

Der Landkreis unternimmt weitere Schritte, um die Corona-Ansteckungsgefahr einzudämmen. Öffentliche Veranstaltungen mit Unterhaltungscharakter sind ab sofort verboten. Nicht öffentliche Veranstaltungen mit mehr als zehn Personen dürfen in Räumen nicht mehr stattfinden.

 
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Meiningen - Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen überschreitet seit fast zwei Wochen deutlich den 7-Tages-Inzidenz-Grenzwert von 50 Neuinfizierten je 100.000 Einwohner. Das Landratsamt hat deshalb am Freitag eine neue Allgemeinverfügung erlassen, die am heutigen Samstag in Kraft tritt. Öffentliche Veranstaltungen mit Unterhaltungscharakter sind künftig grundsätzlich verboten. Ausnahmegenehmigungen werden nicht erteilt. Neu ist, dass nichtöffentliche Veranstaltungen in geschlossenen Räumen mit mehr als zehn Personen verboten sind. Bisher waren bis zu 25 Personen zulässig. Für Privat- und Familienfeiern in Privaträumen galt bisher schon die Begrenzung von zehn Personen.

Corona-Neuigkeiten in der Übersicht

Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen gibt es einen weiteren Corona-Todesfall: Eine 83-jährige Frau aus dem Werratal starb an der Viruskrankheit, teilte das Gesundheitsamt mit. Damit stieg die Zahl der Todesopfer im Landkreis seit Ausbruch von Corona im Frühjahr auf 15. Laut Behörde sind dabei acht Kreisbewohner an Corona und sieben Kreisbewohner mit Corona gestorben.

Am Freitag gab es in Schmalkalden-Meiningen 113 aktive Fälle und 423 Verdachtsfälle. Es kamen 21 bestätigte Neuinfektionen hinzu. Der Inzidenzwert, der die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen pro 100.000 Einwohner angibt, lag bei 88,9.

Im Evangelischen Gymnasium Meiningen wurde eine Zwölftklässlerin positiv getestet. Zunächst kam der gesamte Jahrgang in Quarantäne. Am Montag kann ein Großteil der Abiturienten aber wieder zum Unterricht zurückkehren. Fünf Schüler, die länger Kontakt zu der infizierten Jugendlichen hatten, müssen aber weiter in häuslicher Quarantäne bleiben.

Im Fall der positiv getesteten Lehrerin am Regionalen Förderzentrum Ludwig Bechstein in Schmalkalden wurden bisher acht Schüler und zwei Lehrer als Kontaktpersonen ermittelt.

In der Musikschule Schmalkalden wurde bei einer Lehrerin Corona festgestellt. Nach Recherchen des Gesundheitsamt hatte sie Kontakt zu 20 Schülern, zehn Lehrern und einer externen Person.

Das Landratsamt rechnet mit Bundeswehr-Hilfe. Am Montag werden vier Soldaten erwartet. Ein Sanitäter soll bei den Testungen unterstützen, drei weitere Soldaten sind für die Hife bei der Kontaktnachverfolgung vorgesehen.

Die 118 aktiven Fälle verteilen sich über den gesamten Landkreis. Mehr als ein bis zwei Fälle gibt es in Schmalkalden (13), Steinbach-Hallenberg (13), Zella-Mehlis (10), Meiningen (10), Utendorf (6) und Oberhof (5). hi

Im Gegensatz zur Verordnung des Landes sind aber beispielsweise Trauerfeiern im Landkreis klar geregelt und mit mehr als zehn Personen möglich, sofern es das jeweilige Hygienekonzept zulässt. Das ist abhängig von der Raumkapazität der Kirche oder Trauerhalle. Es gibt weitere Ausnahmen: Politische Versammlungen, Gottesdienste, Eheschließungen sind zum Beispiel ebenso vom Verbot ausgenommen wie Gemeinderatssitzungen, dienstliche, amtliche und kommunale Veranstaltungen, Sitzungen und Beratungen in Behörden, Dienststellen und Gerichten oder zwingend erforderliche berufliche oder betriebliche Veranstaltungen, Sitzungen und Beratungen.

Martinsmarkt findet statt

Unter freiem Himmel können nur bis zu 50 Personen nichtöffentlich zusammenkommen. Für Märkte gilt diese Einschränkung nicht. Sie sind weiterhin erlaubt. Deshalb kann auch der Meininger Martinsmarkt an diesem Sonntag von 10 bis 18 Uhr auf dem Marktplatz und in der Georgstraße wie geplant stattfinden. Von 13 bis 18 Uhr schließen auch die Innenstadt-Geschäfte ihre Ladentüren für Kauflustige auf.

Neuinfizierte sind in den letzten Tagen aus dem gesamten Kreisgebiet gemeldet worden. Am Freitag befanden sich 536 Kreisbewohner in häuslicher Quarantäne. Sie wurden entweder positiv getestet oder gelten als Verdachtsfall. Mit der grundsätzlichen Personenbeschränkung soll das Ansteckungsrisiko vermindert werden. "Private Feiern, aber auch kleinere Familienbesuche zählten in den letzten Tagen zu den häufigsten Infektionsursachen. Deswegen haben wir bewusst schärfere Regelungen als der Freistaat definiert", sagte Landrätin Peggy Greiser. In Thüringen habe sich die Anzahl der Corona-Intensivpatienten zuletzt verdoppelt. "In einigen Regionen Deutschlands werden die Kapazitäten bereits knapp.Es ist die Zeit gekommen, in der jeder Einzelne mitwirken muss, damit wir gemeinsam diese Pandemie so gut wie möglich bewältigen können", so Greiser.

Klinikum gut vorbereitet

Im Meininger Helios-Klinikum ist die Situation nicht besorgniserregend. Während Krankenhäuser in benachbarten Landkreisen einen starken Anstieg von Covid-19-Patienten verzeichnen, bleiben die Zahlen in Meiningen bislang stabil.

Allerdings registriere die Notaufnahme seit einigen Tagen vermehrt Patienten, deren Symptomatik auf eine Covid-19-Infektion hinweist, so Klinikum-Geschäftsführerin Claudia Holland-Jopp. "Wir müssen uns für den Fall wappnen, dass eine zunehmende Zahl von Tests positiv ausfällt", sagte sie. Deshalb habe man damit begonnen, Schritt für Schritt die Kapazitäten für eine zusätzliche Isolationsstation zu schaffen, auf der die Patienten untergebracht werden können, die noch auf ihr Testergebnis warten.

Die Trennung bringt positive Effekte, wie der Ärztliche Direktor, Priv--Doz. Dr. med Michael Hocke, betont: "So gewinnen wir einen guten Überblick und vermeiden die Ausbreitung des Virus innerhalb des Klinikums. Das schafft uns Kapazitäten für schwere Fälle, die von außen neu dazukommen. Wenn es erforderlich wird, haben wir die Möglichkeit, bis zu 32 Patienten zu beatmen."

Er verweist auf die ebenfalls konzernweite Einführung einer Onlineübersicht, welche die aktuellen Fallzahlen vom Vortag für jede Helios- Klinik transparent präsentiert. Damit wolle man einen Beitrag zu einer zahlengestützten Beurteilung der aktuellen Situation leisten und das Bewusstsein in der Bevölkerung für die aktuelle Pandemielage schärfen. hi

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