Lauscha "Fürchte Dich nicht" strahlt wieder in altem Glanz

Doris Hein

Die Lauschaer Jugendstilkirche ist die einzige in Thüringen und Franken, die mit 23 Buntglasfenstern aufwarten kann. Dieser Tage wurde wieder eines davon restauriert.

 
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Lauscha - Mehrere Wochen lang stand ein Gerüst an der Südseite der Lauschaer Jugendstilkirche und verleitete Einheimische zu Spekulationen über den Grund. Wer sich die Mühe gemacht hat, näher nachzuschauen, der konnte daran die Aufschrift www.glasmalerei-kraus.de lesen.

Tatsächlich hatte Firmenchef Michael Kraus von der traditionsreichen Weimarer Spezialfirma Ernst Kraus persönlich im September das erste der großen Buntglasfenster auf der Empore des Gotteshauses ausgebaut und die fünf Bleifelder mitgenommen in seine Werkstatt. Dort wurden sie, so wie auch schon die Medaillon-Fenster im Untergaden oder die Fenster von Sakristei und Taufkapelle, fach- und sachkundig restauriert.

Sieben fehlen noch

Am Montag wurde das Fenster nun wieder eingebaut. "Wir haben ausgetauscht, was kaputt war, das Fenster mit neuen Bleien versehen und neu verkittet sowie die Schutzverglasung erneuert. Besonders bei den Bleirouten musste viel Defektes wieder instandgesetzt werden", erzählte Tim Zangemeister, der gemeinsam mit Marcel Krüger und Mathias Lichtnow den Einbau in Lauscha vornahm.

Und während Lichtnow im Kircheninneren den Klappenrahmen vor Ort noch mit Schlosserlack versiegelte, machten sich Krüger und Zangemeister draußen neben dem Gotteshaus bereits an den Abbau des Gerüstes. Das Fenster mit dem Spruch "Fürchte dich nicht, glaube nur" und der passenden Illustration dazu erstrahlt nun in neuem Glanz. Weitere sieben Buntglasfenster in gleicher Größenordnung harren jedoch noch der denkmalschutzgerechten Restaurierung. Die Abgase vom nahegelegenen Krematorium sowie von den üblichen Braunkohleöfen im Ort haben ihnen jahrelang zugesetzt.

Nunmehr ist eine Aufarbeitung durch einen Spezialisten unumgänglich. Das betont auch Bertram Lucke vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, der unter anderem mit seinem Buch über die Glasgemälde-Stiftungen von Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen sein umfangreiches Fachwissen zu historischen Buntglasfenstern unter Beweis gestellt hat.

Auch das Gotteshaus der Glasbläserstadt hat er unter die Lupe genommen und festgestellt, dass die Glasmalerei in der 1910/11 errichteten Lauschaer Jugendstilkirche aus künstlerischer Sicht ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der in jenen Jahren entstandenen Sakralbauten des Jugendstiles in Thüringen aufweist. Am 16. Januar 1911 wurde nämlich, nach Gründung einer Stiftung, durch Baurat Julius Zeissig aus Leipzig in Verbindung mit den Pfarrern und Gemeindekirchenräten aus Lauscha ein Fensterbildprogramm für die Kirche entworfen und entsprechend mit den Stiftern abgestimmt.

Hohe Kosten

So wie die Altvorderen damals, kümmert sich heute der Förderverein der denkmalgeschützten Jugendstilkirche um den Erhalt des Gotteshauses in seiner ganzen ursprünglichen Schönheit für die Nachwelt. Allerdings hat der Verein Sorgen. Geldsorgen.

Für die denkmalschutzkonforme Aufarbeitung der oberen Fenster, so wie das gerade restaurierte, ist in etwa die doppelte Summe fällig wie für die bereits instandgesetzten im unteren Teil.

Zum einen, weil die Fenster einfach viel größer sind und deshalb ausgebaut und in der Werkstatt bearbeitet werden müssen. Zum anderen aber auch, weil das untere Bleifeld als Kippfenster angelegt ist. Diese Kippfunktion, so die Aussagen der zuständigen Denkmalschutzbehörden, ist etwas ganz Außergewöhnliches und muss deshalb unbedingt erhalten bleiben. Auf 49 000 Euro belaufen sich die von der Firma Kraus geschätzten Kosten für die verbleibenden sieben Fenster. Geld, das der engagierte Verein alleine unmöglich aufbringen kann.

Das Erbe der Alten

Da die Restaurierung des Gotteshauses auf jeden Fall fortgesetzt werden soll, heißt es für die Vereinsmitglieder nun - wie schon so oft in den vergangenen Jahren - Gelder zu beschaffen. Dabei hoffen die Frauen und Männer um Konrad Dorst auch auf Unterstützung aus der Bevölkerung.

Und sie versprechen: Jeder Cent, der zu diesem Zweck beim Förderverein der denkmalgeschützten Jugendstilkirche eingeht, ist gut angelegt, denn schließlich geht es um den Erhalt des Erbes, das die Altvorderen Anfang des 20. Jahrhunderts den Lauschaern hinterlassen haben, um ein außergewöhnliches Gotteshaus und Denkmal gleichermaßen. Spenden, ob klein oder groß, sind deshalb jederzeit willkommen.

Konto des Fördervereins der denkmalgeschützten Jugendstilkirche:

IBAN DE82 8405 4722 0304 0380 32, Sparkasse Sonneberg

Für Spendenquittungen über größere Beträge ist der Vereinsvorstand unter (03 67 02) 2 13 31 zu erreichen.

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