Feuilleton Keine klare Aussage

Stefanie Grießbach

"Aus dem Schatten" - gesehen am Freitag, 20.

 
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"Aus dem Schatten" - gesehen
am Freitag, 20.15 Uhr, auf Arte

Enthusiastisch tritt 1977 die Sozialpädagogin Christa Liniger (Anna Schinz) ihre Stelle im Sozialdienst einer ländlich gelegenen psychiatrischen Klinik an. Ihr Freund Marc Bundi (Matthias Britschgi) hat dort eine Assistenzarztstelle. Beide wollen moderne Ideen und fortschrittliche Therapien ins alte Gemäuer tragen, das von Professor Sennhauser (Stefan Kurt) im alten Geist geleitet wird. Christa strebt Wohngemeinschaften außerhalb der Klinik an, in denen die Patienten ambulant versorgt, betreut und in die Gesellschaft reintegriert werden sollen. Das Projekt misslingt, doch Christa gibt nicht auf.

Die Erzählweise des Schweizer Films lässt den Zuschauer etwas ratlos zurück. Die Botschaft wird verstanden: Die Gründung der Stiftung Pro Mente Sana steht für eine wichtige Zeit des Umbruchs in der Schweizer Psychiatriegeschichte, die Abkehr von der reinen Verwahrpsychiatrie hin zur gesellschaftlichen Wiedereingliederung der Patienten, die in Deutschland kaum früher begann. Verwirrung stiftet die sonderbare Auswahl der Ausschnitte aus dem Geschehen. Sennhauser urteilt seine Patienten vorschnell im Alleingang ab und will weiterhin unangefochten herrschen. Das ist verständlich. Warum der Klinikleiter deshalb aber das Reformprojekt sabotieren soll und dass er sogar die Fäden ziehen und die Beziehung zwischen Christa und Marc zum Scheitern bringen würde, ist eine bloße Behauptung, die nicht anschaulich vorgeführt wird, in keiner Szene. Konnte der Professor denn ahnen, dass die labile Patientin Selbstmord begeht? Haben sich die beiden Protagonisten nicht ganz allein auseinanderdividiert?

So verwässert das Gesehene die Klarheit der Aussage und stellt einen jungen Arzt ins Zentrum, der sich vor der Verantwortung und vor seiner eigenen Courage drückt.

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