Bad Langensalza Zusatzschichten im Landesamt für die Corona-Tests

Eike Kellermann

Für das Landesamt für Verbraucherschutz war die Corona-Hochphase mit Überstunden und Feiertagsarbeit verbunden. Ministerpräsident Ramelow sagte jetzt Danke.

 
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Bad Langensalza - Zwei Dutzend Mitarbeiter des Landesamtes für Verbraucherschutz haben sich vor dem Eingang versammelt, um den Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) zu empfangen. Masken tragen sie nicht; sie sind ja im Freien und halten außerdem Abstand. Der Besuch des Regierungschefs kommt nicht von ungefähr: In der Corona-Hochphase im Frühjahr hatte das Landesamt mit seinen 500 Mitarbeitern Schwerstarbeit zu leisten. Es ist etwa dafür zuständig, die Corona-Tests für die Gesundheitsämter der Landkreise und kreisfreien Städte zu machen.

Corona-Statistik

Bestätigte Infektionen A = Alle Fälle

B = je 100.000 Einw. C = Genesene* D = Tote

E = Neue Fälle letzte 7 Tage je 100.000 Einw.

SÜDTHÜRINGEN A B C * D E

Stadt Eisenach 34 80 27 3 + 9

Kr. Hildburghausen 84 133 83 1 + 0

Ilm-Kreis 146 137 135 6 + 2

Schm.-Meiningen 168 134 157 5 + 5

Kreis Sonneberg 308 530 281 24 + 2

Stadt Suhl 21 57 18 2 + 0

Wartburgkreis 97 81 91 2 + 2

NACHBARREGIONEN

Stadt Coburg 123 298 116 4 + 7

Kreis Coburg 403 464 366 30 + 6

Stadt Erfurt 142 67 138 2 + 1

Kreis Fulda 423 190 388 13 + 3

Kreis Gotha 321 238 290 30 + 1

Haßberge 178 210 166 6 + 6

Hersfeld-Rotenbg. 327 271 293 22 + 7

Kreis Kronach 174 259 169 3 + 1

Rhön-Grabfeld 199 250 187 8 + 0

Saalfeld-Rudolst. 72 69 72 0 + 0

Weimarer Land 78 95 71 4 + 0

LÄNDER

Thüringen 3.379 158 3.140 188 + 1

Bayern 50.919 389 46.990 2.622 + 6

Hessen 11.965 190 10.800 520 + 6

Deutschland 210.283 253 191.927 9.147 + 6

Stand: 31. Juli (Ausnahme Hildburghausen und Sonneberg: 30. Juli) *) Schätzung. Amtliche Angaben.

"Ich gehe nicht in den Urlaub, bevor ich mich bedankt habe", sagt Ramelow zu den Mitarbeitern. Er dankt ihnen für das außergewöhnliche Engagement. Während in anderen Regierungsstellen Überstunden abgebaut wurden, weil es nichts zu tun gab, sei hier das Gegenteil passiert. Bis zu 180 Überstunden seien bei einzelnen Mitarbeitern seit März angefallen, sagt Präsident Detlef Wendt. Er kritisiert, dass nur wenigen Mitarbeitern des Amtes erlaubt wurde, ihre Kinder in die Notbetreuung zu schicken.

Laut Dagmar Rimek, Abteilungsleiterin Gesundheitsschutz, wurde für die Corona-Tests extra ein Zwei-Schicht-System eingerichtet. Die Labor-Mitarbeiter hätten auch samstags und an Feiertagen gearbeitet; zur Unterstützung seien Kollegen aus dem Veterinär-Labor hinzugezogen worden. Schließlich brauchen die Gesundheitsämter schnell Klarheit, ob eine Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2 vorliegt. In diesem Fall müssen Kontaktpersonen ermittelt und in Quarantäne geschickt werden.

Vier Prozent positiv

Von den bisher 18 500 Proben seien vier Prozent positiv gewesen, sagt Abteilungsleiterin Rimek. Beim Landesamt könne man inzwischen bis zu 1400 Tests pro Woche vornehmen. Zusammen mit etlichen weiteren zugelassenen Laboren komme Thüringen auf eine Test-Kapazität von 35 000 pro Woche. Das reicht im Moment. Allerdings fragt sich Landesamt-Präsident Wendt, ob die Kapazitäten auch noch reichen, wenn in der kommenden Erkältungs- und Grippezeit die Zahl der Verdachtsfälle nach oben schnellt, zumal dann auch Kindergärten und Schulen wieder normal arbeiten sollen.

Im Moment ist es vergleichsweise ruhig an der Thüringer Corona-Front. Trotzdem kommen weiterhin jeden Tag 100 bis 150 Rachenabstrich-Proben an, sagt Labor-Chefin Rimek. Das Landesamt betreibt einen Fahrdienst, um die bei den kommunalen Gesundheitsämtern genommenen Proben - auch für Lebensmittel und anderes - einzusammeln. Dann beginnt in den streng gesicherten Labors sofort die Aufbereitung. Für das Corona-Virus gilt Gefahrenstufe 3.

Zunächst wird der Rachenabstrich per Zentrifuge gereinigt. Die Probe soll nur noch das Erbmaterial RNA enthalten. Allerdings ist auch RNA der betreffenden Person dabei oder von anderen Viren und Bakterien. Deshalb kommen die gereinigten Proben nun in eine Maschine, die feststellt, ob RNA-Material des Coronavirus Sars-CoV-2 enthalten ist. Falls der Test positiv ist, werden Gesundheitsämter per Fax informiert.

Wie beim jüngsten Ausbruch in Weimar, wo ein Besucher aus Bayern eine Familie mit dem Virus infizierte. 120 Leute sind jetzt in Quarantäne. Fast scheint Landesamt-Präsident Wendt ein wenig froh zu sein über diesen Warnschuss, damit die Bevölkerung sorgsam bleibt und die altbekannten Regeln Abstandhalten, Masketragen und Händewaschen weiter einhält.

Ministerpräsident Ramelow jedenfalls hält es für ausgeschlossen, dass sich ein Herunterfahren des öffentlichen Lebens wie im März wiederholt. Als die ihn begleitende Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) sagt, sie hoffe nicht, "dass wir in die Situation eines zweiten Lockdowns kommen", fällt ihr Ramelow ins Wort: "Einen allgemeinen Lockdown wird es nicht geben." Der Regierungschef glaubt, dass das durch die gezielte Bekämpfung lokaler Ausbrüche verhindert werden könne.

Das sieht Landesamt-Präsident Wendt genauso. Und hat mit dem Ramelow-Besuch die frohe Kunde erhalten, dass es keinen weiteren Personalabbau in seinem Amt geben soll. Offenbar plant die rot-rot-grüne Regierung mit dem Landeshaushalt 2021 sogar eine Aufstockung um 15 Stellen. Einige davon sollen in die Labore für die Corona-Tests gehen.

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