Psychisch geht es Heiko Hildenbrandt nicht wirklich gut. Seine gesamte Familie leide unter der Situation, besonders die 90-jährige Mutter. Persönlich ist er zwar noch nicht angefeindet worden, aber die Gerüchte finden auch den Weg in die Quarantäne. Bis zum 29. März muss er noch das Haus hüten. Danach dürfte er seine Praxis wieder öffnen. Einen Vorteil habe er jetzt, versucht Hildenbrandt das Beste aus der Situation zu machen: Nach überstandener Erkrankung ist er nun immun gegen Covid-19.
Fräbel negativ getestet
Zu den fünf Schmerzpatienten, die Heiko Hildenbrandt vor seiner verordneten Quarantäne behandelte, gehörte auch Peter Fräbel, Alt-Bürgermeister von Floh-Seligenthal. Der 71-Jährige befindet sich ebenfalls seit fast zwei Wochen in häuslicher Quarantäne, die er freiwillig um einige Tage verlängern möchte. "Mir ist der Ernst der Lage sehr wohl bewusst", betont der FDP-Kreispolitiker, der nach dem Anruf des Gesundheitsamtes umgehend die Mitarbeit im Krisenstab der Einheitsgemeinde Floh-Seligenthal beendete. Er halte sich streng an die Vorgaben der Quarantäne, erklärt Fräbel. Heißt zum Beispiel, dass er seiner Familie nur vom Balkon aus zuwinken kann, ausreichend Abstand zu seiner Frau hält und in einem separaten Zimmer schläft. Zum Glück dürfe er sich im eigenen Garten aufhalten. Die Psyche, bekennt Peter Fräbel, leide sehr unter solch einer Situation. "Das kratzt an den Nerven." So richtig aufatmen konnte er erst am Dienstag: Der Corona-Test war negativ.
Eines aber ärgert Fräbel: Die Ausrede vieler Reisenden, dass Anfang/Mitte März das Virus in Deutschland noch nicht angekommen gewesen sein soll. Am 11. März habe die Weltgesundheitsorganisation WHO von einer weltweiten Pandemie gesprochen. In Nordrhein-Westfalen gab es bereits 801 Infizierte und drei Tote, in Thüringen elf Erkrankte.
Zurück ins Homeoffice
Von einer turbulenten Reise aus Mittelamerika zurückgekehrt, hat sich am Mittwochvormittag ein weiterer Floh-Seligenthaler in Quarantäne begeben: Bürgermeister Ralf Holland-Nell. Er war mit einer zwölfköpfigen Reisegruppe, zu der unter anderem Alt-Landrat Ralf Luther mit seiner Frau und der Wernshäuser Zahnarzt Christian Bechmann gehörten, in Mexiko gestrandet (wir berichteten) . Es sei schon irre gewesen, berichtet Holland-Nell von einer nervenaufreibenden Zeit. In der Ferne sei man, dank Ralf Luther und seiner täglichen Zeitungsschau, gut informiert gewesen, was zu Hause passiert. Auch wenn der Bürgermeister für zwei Wochen das Haus nicht verlassen darf, führt er die Amtsgeschäfte in Homeoffice. Erste Maßnahmen hat er am Donnerstag bereits ergriffen. So bietet die Gemeinde ihren Unternehmen an, die Gewerbesteuer 2020 zinslos zu stunden.