Suhl/ Zella-Mehlis Selfie-Gottesdienst und Drei-Uhr-Gebete

Superintendentin Jana Petri. Quelle: Unbekannt

All jene, die in Gotteshäusern Mut und Trost suchen wollen, aber nicht dürfen, sollen wissen: Die Kirche in Suhl ist nicht abgetaucht. Sie macht weiter. Nur anders.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Suhl - Auch die Kirchenarbeit läuft in Suhl im Krisenmodus. Die Kirchen sind geschlossen. "Aber wir haben nicht zugemacht. Wir sind noch da. Wir werden sonntags in Suhl stellvertretend für die Gemeinde Gottesdienst feiern - im Wechsel Pastorin Gommel und Pfarrerin Böck und ich. Zur gewohnten Zeit, um 9.30 Uhr, werden die Glocken läuten", sagt Superintendentin Jana Petri. Gottesdienst feiern vor leeren Kirchenbänken? In diesen Zeiten scheint nichts unmöglich. Auch nicht, dass die Gemeindemitglieder trotzdem dabei sein können, wenn auch nicht höchst selbst. "Aber im Geiste sind sie dabei. Und auch im Gebet." Damit das auch sichtbar werden kann, greift der Kirchenkreis Henneberger Land eine schöne Idee auf, die der italienische Priester Don Guiseppe Corbari aus der Lombardei geboren hatte. Er hat seine Gemeinde gebeten, Selfies von sich zu schicken, hat sie ausgedruckt und zum Gottesdienst in die Kirchenbänke gelegt.

In diesem Sinne ist jeder aufgerufen, der dabei sein möchte, ein Selfie oder ein anderes Foto von sich an Anna Böck ( 0176/20613048) oder per Mail an suptur.suhl@ekmd.de zu schicken. "Wir drucken die Fotos dann aus und nehmen sie am Sonntag mit in die Kirche", sagt Jana Petri. Die Fotos sollen an den Kirchenbänken befestigt werden. So kann auf diese Weise dabei sein, wer gern dabei sein möchte. Und die jeweilige Pfarrerin kann bei der Predigt so auch dem einen oder anderen Gemeindemitglied in die Augen schauen.

So unkonventionell kann es also bei der Kirche zugehen. So unkonventionell muss es zu gehen in diesen Zeiten, die das des Kunststückes fordert, zusammen zu stehen, ohne sich zu nahe zu kommen. "Wir wollen einfach, dass die Menschen wissen, dass wir nicht abgetaucht sind, dass wir weiter arbeiten und versuchen, auf vielen Ebenen Mut zu machen", so die Superintendentin. Und das auf allen Kanälen. Selbst Facebook, also das soziale Netzwerk, um das der Kirchenkreis Henneberger Land bislang einen Bogen gemacht hat, wird nun bemüht, um so viele Menschen, wie nur möglich erreichen zu können. "Auch die Kirche wächst mit ihren Aufgaben und wir müssen gerade jetzt da sein für die Menschen und dürfen es nicht dabei belassen, nur darüber zu reden", sagt Jana Petri.

Im Gespräch mit Gott

Dieses Dasein hat viele Facetten, die noch in konkrete Formen gegossen werden müssen. "Wir wollen in die Pflegeheime und in die Kinderheime, um auch die Mitarbeiter aufzumuntern und ihnen Beistand geben. Wir wissen, dass es nicht einfach wird, ganz konkret zu helfen. Alten Menschen in den Heimen beispielsweise, die sehr einsam sind. Aber wir werden so viel wie nur möglich versuchen und sind dazu derzeit mit vielen Leuten im Gespräch."

Die Superintendentin verweist auf eine weitere Besonderheit. Und zwar auf die Drei-Uhr-Gebete, die es ab dem heutigen Donnerstag täglich um 15 Uhr. Zu dieser Zeit werden die Glocken der Suhler Hauptkirche St. Marien läuten und Superintendentin Jana Petri wird dort für die Menschen in der Stadt und im Kirchenkreis beten und sie lädt dazu ein, dass Viele zu Hause mit beten. "Dieses Gespräch mit Gott kann ganz frei formuliert werden oder zum Beispiel mit den bekannten Worten des Vaterunsers. Anregung liefere auch dieses aktuelle Gebet: "Herr, lehre mich Vertrauen gegen alle meine Ängste, die in diesen unsicheren Zeiten in mir aufsteigen wollen. Denn Ängste machen niemanden gesund. Gib mir Frieden im Herzen, damit ich vernünftig in der Flut der Informationen hören kann, was wichtig ist und Entscheidungen treffen kann, die der aktuellen Lage entsprechen. Lass mich nicht vergessen, meine Hände zu waschen, damit ich für andere nicht zur Gefahr werde. Hilf mir, die nicht zu vergessen, die schon unter der Situation leiden, weil sie in Quarantäne sind oder in Angst leben müssen, weil ihr Immunsystem nicht so stark ist, wie meins. Erinnere mich, wem ein Telefonanruf guttäte." Dies ist nur ein Auszug. Wenn für bestimmte Menschen und Absichten besonders gebetet werden soll, kann dies per Telefon ( 03681308194) oder Email (suptur.suhl@ekmd.de ) an das Büro des Kirchenkreises angemeldet werden.

"Als Christen vertrauen wir darauf, dass Gott Gebete hört und erhört und dass er Mut und Hoffnung schenkt durch das gemeinsame Beten." Die Kirchenglocken rufen auch in Hinternah, St. Kilian, Waldau, Christes, und Benshausen um 15 Uhr zum Gebet.

Weitere Angebote und Informationen unter —————

www.kirchenkreis-henneberger-land.de

Autor

Bilder