Schmalkalden - So vielfältig wie das Leben sind auch die Themen in den "Schmalkaldischen Geschichtsblättern". Von Wirtschaft, Obstanbau, Architektur, Musik bis zu Steuern reicht das Spektrum in der jüngsten Auflage. Herausgegeben werden die broschierten Geschichtsblätter von den beiden in Schmalkalden ansässigen Geschichtsvereinen in Zusammenarbeit mit dem Stadt- und Kreisarchiv und dem Schloss Wilhelmsburg. Dabei steht nicht nur die Geschichte der Stadt, sondern auch der ganzen Region im Mittelpunkt.

Lob für den Fleiß

So kommt es, dass neben dem Schmalkalder Klaus Holland-Letz ehemalige Schmalkalder wie Ute Wagner sowie Wulfhard von Grüner und auch der junge Mittelstiller Michael Scholz ihre Arbeiten präsentierten. Dessen umfangreiche Beschreibung der Stadt Schmalkalden des Jahres 1767 nimmt einen Großteil des vierten Bandes ein. Dafür müsse man sich Ruhe und Zeit nehmen, um in die Geschichte hineinzutauchen, befanden etliche Zuhörer. Sie lobten die fleißige Arbeit des Mittelstillers, dessen Übersetzung Einblicke in das Leben des 18. Jahrhunderts ermöglicht. Der Kleinschmalkalder Ortschronist Rainer König berichtete akribisch über die Historie des Kohlebergbaus. Der ehemalige Mathematiklehrer will es bei der Erforschung der Heimatgeschichte stets ganz genau wissen. Es mache einfach Spaß, Zusammenhänge herauszufinden, hatte er früher schon einmal sein Interesse für die Geschichtsforschung bekundet. Beim jetzt vorgestellten Beitrag ging es um den Kohlebergbau. Alternativen zur Holzkohle hätte die Eisenwarenindustrie nicht erst im 19. Jahrhundert gesucht. So wurden auch im Altal Bohrungen vorgenommen und Kohle abgebaut. Wie und in welchem Umfang bis Anfang des 20. Jahrhunderts das schwarze Gold gefördert wurde, lässt sich seinem Beitrag entnehmen.

14 000 Beschäftigte

Wissbegierig ist Klaus Holland-Letz auch im Ruhestand noch. Der frühere Leiter der wirtschaftsnahen Forschungseinrichtung GFE, die einst aus dem Werkzeugkombinat Schmalkalden (WKS) hervorging, beleuchtete die Geschichte der Werkzeug-Union. Das war ein Zusammenschluss von 44 kleinen Firmen, die sich während des Zweiten Weltkrieges in Schmalkalden um Rüstungsaufträge bewarben. Daraus ging die Werkzeug Union AG 1944 als Aktiengesellschaft hervor. Es folgten Enteignung, Konkurs, Neugründung und später wurde daraus ein Verbund heimischer Firmen der Werkzeugindustrie.

Zusammen mit dem Stammbetrieb wuchs daraus das Schmalkalder Werkzeugkombinat, bekannt als WKS. Dem Kombinat, Dr. Holland-Letz trug das Zahlenwerk nahezu ohne Papier vor, gehörten 1990 rund 14 000 Beschäftigte an. Würde man alle Angestellten abrechnen, die nicht zur Produktion, Forschung und den eigentlichen Kernbereichen des WKS gehörten, wäre die Zahl der Mitarbeiter in der Schmalkalder Region heute wieder erreicht.

Weinanbau am Ziegelrain

Ebenso begeisternd waren die Schilderungen von Ute Wagner, welche über das Gartenhaus am Ziegelrain berichtete. Dort muss es einst Weinanbau gegeben haben, sagte die aus Schmalkalden stammende Biologin. Sie dankte besonders ihrem Bruder Jürgen Reinhard, der sich in den vergangenen Jahren umfangreich um den Erhalt dieses baulichen Kleinods bemüht habe.

Musikalisch führte der Weg in die Geschichte mit Wulfhard von Grüner zu den Komponisten Johann Michael Bach und Johann Casper Simon. Mit der Hörprobe ihrer Kantate versetzte der Autor die etwa 30 Zuhörer im "Teichhotel" in die Zeit des 18. Jahrhunderts. Viele weitere Autoren bereichern die teils sehr aufwendig recherchierten Beiträge.

Schmalkaldische Geschichtsblätter, Band 4, Herausgeber Museum Schloss Wilhelmsburg, Stadt- und Kreisarchiv Schmalkalden, Verein für Schmalkaldische Geschichte und Landeskunde e. V., Verein für hessische Geschichte und Landeskunde e. V. Kassel, Zweigverein Schmalkalden, ISSN 2196-2278, 14 Euro, erhältlich in der Lutherbuchhandlung, im Museum Schloss Wilhelmsburg sowie im Stadt- und Kreisarchiv