Thüringer helfen Die Drillings-Familie von Oberschönau: Schritt für Schritt voran

Von Milina Reichardt-Hahn

Drillinge, zu früh geboren, und zwei davon stark beeinträchtigt: Die Thiemes in Oberschönau leben trotzdem ihr Familienleben - auch mit Hilfe der Zeitungsleser.

 
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Oberschönau - Im Flur des Thiemeschen Wohnhauses in Oberschönau stehen Kisten mit Baumaterial neben mehreren Stößen Laminat-Platten. Sie zeigen: Hier wird renoviert. Das einzige, was Christian Thieme zum Vorankommen fehlt, ist die Zeit.

Der Vater der Drillinge Merle, Freya und Lennox hat bereits ein Kinderzimmer für die drei hergerichtet und am Rückzugsort der älteren Tochter Naomi weitergebaut. Im Winter vergangenen Jahres hatten er und seine Frau Stephanie von "Freies Wort hilft - Miteinander füreinander", dem Hilfswerk dieser Zeitung, Unterstützung bekommen, in Form von Gutscheinen für den Baumarkt.

Damals waren die Babys gerade ein Jahr alt und mussten vielseitig versorgt werden. Sie sind viel zu früh nach nur 25 Wochen geboren. Ihr Gewicht damals kaum mehr als ein Pfund, Freya, die kleinste, wog sogar nur 485 Gramm.

Diese Zeit war schwer für die Familie. Es ging bergauf und bergab, zeitweise waren die Kinder in Lebensgefahr. Merle hat ein Lymph-Angiom, also einen gutartigen Tumor im Zungenuntergrund. Sie musste in Marburg operiert werden. Erst nach sieben Monaten waren alle drei Kinder zuhause. Die Eltern hatten in der Zwischenzeit das Haus in Oberschönau gekauft und mit der Renovierung begonnen. Dazwischen der Umzug, das Pendeln in verschiedene Krankenhäuser, und Stephanie Thieme hatte ihre Arbeit - damals Nachtschichten bei einem Oberhofer Pflegedienst - bald wieder aufgenommen. Ein Jahr später, im Herbst 2016, ist manches ruhiger geworden. Freya etwa "ist fit, sie hat aufgeholt, spricht und isst mit uns am Tisch", erzählt Stephanie Thieme.

Tagsüber sind die Drillinge im Oberschönauer Hort. Doch ihr Gesundheitszustand bringt immer neue Herausforderungen mit sich. Physiotherapeutisch und logopädisch werden sie von Fachleuten betreut, die in den Hort kommen. Lennox aber, der hochgradig schwerhörig und sehgeschwächt ist, braucht nun ein Cochlea-Implantat. Auf einem Ohr sei "der kleine Rabauke" komplett taub, sagt Vater Christian Thieme. Mit der Hörprothese reagiert er aber bereits auf seinen Namen. Die regelmäßige Reha in Erfurt tue ihm gut und auch die Hilfe vom Schmalkalder Blindeninstitut. Denn wie seine Schwester Merle hat auch Lennox ein Glaukom.

Merle wiederum ist wegen ihres Angioms besonders anfällig. "Jede Infektion, Schnupfen oder Husten, legt sich bei ihr auf die Zunge", sagen die Eltern. Ob eine helfende Operation möglich ist, muss sich erst noch herausstellen. Vorerst muss sie weiter per Sonde ernährt werden. Die Eltern rechnen mit sechs, sieben Jahren. Ihre Flüssignahrung wird im Thiemeschen Haushalt jetzt dort gelagert, wo 2015 noch die Kinderbetten standen. Die Abstellkammer konnte schließlich beheizt werden.

Heute haben die Kinder ein buntes Reich mit Puzzle-Teppich auf dem Boden und Zebra-Vorhängen am Fenster. Als nächstes steht auf dem Programm ein Raum für Lennox, in dem er sich frei bewegen kann, ohne sich zu verletzen. "Wir haben jeden Tag Trubel - aber harmonisch, es ist spaßig geworden", sagt Stephanie Thieme.

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