Peggy Hörnlein, rührige Mutter des gemeinnützigen Vereins, macht die Handbewegung vom Schotter-Schaufeln: "Vieles ist jetzt wieder ausgebessert, nach dem die Sturzbäche die Bankette knietief ausgespült hatten."
Weiter unten am steilen Nordgefälle des Geländes ist der Druck des reißenden Wassers "so stark gewesen, dass die Bitumenschicht das Schwimmen lernte. Hier muss spätestens vor dem Winter saniert werden. Der Weg ist aber nicht versichert, hier brauchen wir jede Hilfe", so Peggy.
Die hat vor den nächsten Ferien-Wochenenden mit großem, teils bundesweiten Teilnehmern und vollem Programm einige Sorgen. Von denen lässt sie die heute wieder gut zwei Dutzend Ferienkinder aus dem Ilm-Kreis nichts merken. Ältere der Vereins-Kinder, wie Carla Klemm, muss Peggy nichts erklären. Carla hat bereits beim Unwetter mit geholfen. Heute ist die Vierzehnjährige eine der Übungsleiterinnen für die Ferien-Kinder.
Peggy Hörnleins Herz hängt besonders an der Kinder- und Jugendarbeit. Buchungen zu Oberpörlitzer Reiterhof-Ferien kommen zwar auch aus ganz Deutschland. "Doch die kommen sozial aus ganz anderen Welten als viele unserer Kids gleich um die Ecke, vom Plattenbaugebiet Pörlitzer Höhe."
Die Augen der gelernten Pferdewirtin strahlen, als sie sich so richtig freut, "dass bei uns ein guter Mix von Kindern und Jugendlichen unterschiedlichster sozialer Herkunft ihre Pferdeliebe gemeinsam ausleben können". Und Verantwortung lernen. Für die Tiere und ihr eigenes Miteinander. Beim Voltigieren, Ausreiten, Pferdepflegen, Füttern.
Die Kinder entdecken Natur und Umwelt bewusst wieder, weil "sie raus aus der häuslichen Computerstarre, rein in ein Gefühl von eigener Körper- und Pferdebeherrschung kommen. Mein großes Anliegen", so Peggy.
Dass junge Leute aus sozial besonders schwierigem Elternhaus hier oft viel lieber sind als daheim, erschreckt Peggy. "Da kommt Jessi* an kalten Tagen, einfach so dünne angezogen zu uns, wie sie eben noch vor der Glotze im Zimmer saß. Die Jüngsten unserer Vereinsfamilie hier sind drei, die ältesten 73 Jahre."
Auch von Trägern therapeutischer und sozialer Arbeit kommen viele junge Leute. "Manche mit unterschiedlichster Beeinträchtigung. Motorik- und Vertrauens-Training gibt's zum Oben-auf-Reiterselbstbewusstsein gleich mit dazu", lacht Peggy mit dem Hinweis: "An sechs Tagen die Woche."
Am Sonntagnachmittag saust die junge Frau und Mutter wieder ihre Runden in Hilfestellungs-Bereitschaft neben "Ross und Reiterchen" her. Oben auf dem Pferderücken ihre jüngeren Vereinsmitglieder, danach sind aufgeregte Ferienlager-Kinder zu Gast.
Auf Kreisbahnen traben die Pferde ihre Voltigier-Runden. Mit gespannter Aufmerksamkeit hoch oben balancierend reimt sich für die Kids "Glück der Erde, auf dem Rücken der Pferde".
Am 29. Mai kam das Wasser von der Straße nordwärts durch den Reiterhof und die Vereinsanlagen geschossen. Und sorgte gleichzeitig auf dem in Rufnähe gelegenen, Südgefälle der Pörlitzer Höhe und deren Wohngebieten für Entsetzen.
"Im Hochwasser schwimmende Autos oben auf dem Berg?", so Reiterhof-Chefin Heike Hörnlein, "das hätten selbst unsere erfahrensten Feuerwehrleute kaum glauben können". Im Dauereinsatz mussten sie sich quasi zerteilen, oft von immer neuen, ungeduldig wartenden Unwetteropfern angefordert.
So erinnert sich auch Peggy, wenn sie über einen Monat später an das abendliche "Wunden-Lecken" aller Helfer und Betroffenen nach stundenlangem Kampf gegen die Unwetterfolgen denkt.
Dabei immer noch die von weißem Hagel bedeckten Koppeln bis hinauf zu den externen Weideflächen bei Vesser vor Augen. Und die Erleichterung, als man endlich besorgt nach den weidenden Pferden auf der großen Wiese hinter den Ilm-Kreis-Kreiskliniken sehen konnte. Die Tiere stiegen einfach den angrenzenden Hang unterm Lindenberg rauf.
"Das blanke Entsetzen kam uns, als mein Mann und ich unsere Kinder schnell zu Freunden gebracht hatten, um alle Hände für die Rettung des großen Reit-Objektes frei zu haben. Da unten, die Hertz-Straße, sie war nicht mehr zu sehen - ein breiter, brauner Fluss!"
Peggy zeigt auf Futterreserven, die gerade Dampf ablassen. "Die auch!", grinst die schlanke Vierzigjährige. Und lacht dann doch wieder, als sie merkt, wie sehr sie sich beim Dampfablassen gegenüber ihrer Heimatzeitung in Galopp redet.
Die Stroh- und Heuballen gehörten zur Futterreserve für die insgesamt 115 Pferde des Reiterhofes und Vereins. "Nunmehr brandgefährlich!" merkt Peggy Hörnlein an, denn das durchnässte Futter entwickelt kräftig Bio-Wärme, neigt zur Selbstentzündung.
Die Ilmenauer Initialzündung für spürbare Spenden-Hilfe hier und in vielen Dutzend geschädigter Haushalte steht noch aus. Zusammen mit Freies Wort hilft und Lesern aus ganz Südthüringen wird nun umgehend zielgerichtete Unterstützung vorbereitet.