Thüringer helfen Laura und Lukas können jetzt wieder lachen

Von Karin Schlütter

Vor einem Jahr haben Thomas Stöcklein und die Zwillinge Laura und Lukas ihre Mutter verloren. Heute können die Kinder wieder lachen. Auch weil viele Menschen der Schleusinger Familie helfen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Schleusingen - Laura strahlt vor Freude, als sie ihr schickes, geräumiges Bad begutachtet. Das aufgeweckte Mädchen, das im Rollstuhl sitzt, kann wieder lächeln. Stolz zeigt sie auch ihr neues Zimmer. "Ich hab es selbst mit ausgesucht. Lila ist meine Lieblingsfarbe", verrät sie. "Wir warten noch auf die Möbel", sagt Papa Thomas. "Dann kann Laura einziehen." Die Zwölfjährige besucht die 5. Klasse in der behindertengerecht eingerichtete Schule in der Waldstraße in Hildburghausen und macht sich wie alle Mädchen in ihrem Alter gerne schick. Ihr Zwillingsbruder Lukas, der am liebsten am Computer sitzt, ist der Ruhigere der beiden. Auch der Sechstklässler freut sich, denn wenn Laura unten einzieht, hat er das gemeinsame Kinderzimmer in der ersten Etage dann für sich allein.

Ihre geliebte Mutter werden die beiden nicht vergessen. Über jedem Bett im noch gemeinsamen Zimmer hängt ein Bild der fröhlichen Beate. Auf den Fotos ist sie noch nicht von schweren Krankheit gezeichnet, die ihr schließlich das Leben nahm, als sie gerade mal 45 Jahre war.

Im Januar vorigen Jahres hatte das Schicksal der Mutter die Menschen bewegt. Weil Beate die Zeit, die ihr noch blieb, zu Hause bei Mann und Kindern verbringen wollte, aber zusätzliche Kosten für den Pflegedienst entstanden, hatte Hausärztin Jana Brodführer sich an "Freies Wort hilft" gewandt. Das Hilfswerk hatte den Lesern die Geschichte erzählt, zu einer Spendenaktion aufgerufen und sofort mit 1500 Euro geholfen.

Es setzte eine fulminante Welle der Hilfsbereitschaft ein. Unzählige Menschen, Ärzte, Kollegen, Freunde, Menschen, die die ehemalige Krankenschwester Beate kannten und schätzten, beteiligten sich. Von "Freies Wort hilft" aufgerundet kamen 20.000 Euro zusammen.

Wenn auch die vielen Euros Beates Leben nicht erhalten konnten - sie halfen der Familie aus der finanziellen Not. Die Hilfe vieler Menschen, nicht nur die materielle, brachte Wärme und Hoffnung in die leidgeprüfte Familie, die sich nie allein fühlen musste. Da ist die Hausärztin Jana Brodführer, die sich kümmert und gerade zum Hausbesuch kommt, um Laura zu impfen. "Wenn was ist", sagt Thomas Stöcklein, "ist sie da."

Ganz große Unterstützung erfährt die Familie von der Firma Wegra-Anlagenbau. Steffen und Claudia Thein, die mit an der Spitze des Römhilder Unternehmens stehen, spendeten Geld - und persönliches Engagement. "Wir haben Beate Stöcklein in der Selbsthilfegruppe Dolphinkids kennengelernt", erzählt Claudia Thein. Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Behinderungen und ihre Familien kommen hier zusammen, unternehmen Ausflüge, tauschen Erfahrungen aus.

Steffen und Claudia Thein haben selbst ein behindertes Kind, wissen, was das bedeutet. "Frau Stöcklein hat sich während ihrer Krankheit große Sorgen gemacht um ihre Familie", erzählt Claudia Thein. "Und wir konnten über die Firma Leistungen anbieten, um sie zu unterstützen."

Als es nun darum ging, für Laura einen barrierefreien Raum zu schaffen, in dem sie sich möglichst ohne fremde Hilfe bewegen kann, war der Zeitpunkt gekommen. Thomas Stöcklein ist dankbar und begeistert. Innerhalb kürzester Zeit entsteht aus einer Garage und Omas Speisekammer Lauras neues Reich. "Der Achim Hill, Service-Monteur der Wegra, hat da alles geregelt. Die Gewerke arbeiteten Hand in Hand. Das war optimal koordiniert", bedankt sich Thomas Stöcklein für die Unterstützung. "Aber wir wollten auch den vielen, die für uns gespendet haben, zeigen, was aus dem Geld geworden ist."

Lauras neues Traumland ist bald einzugsbereit. Es ist ganz wichtig für das junge Mädchen, das im Mai 13 Jahre wird, dass es ihr Leben weitgehend selbstständig gestalten kann. "Und dass mich Papa nicht immer die Treppe hoch und runter tragen muss", ergänzt Laura..

Dann, wenn er das Kinderzimmer für sich allein hat, kann Rennfahrer Lukas seinen Freund Niklas aus Eisfeld auch mal einladen, bei ihm zu übernachten. Überm Bett schwebt ein großer Lego-Hubschrauber. "Den hat er ganz alleine zusammen gebaut", verrät Vater Thomas stolz.

Bilder