Das Problem der ungefähren Kanzlerin trifft nämlich Käufer wie Hersteller. Denn wem nützt der sauberste Diesel, wenn man vielleicht selbst mit dem bald nicht mehr in die Innenstädte wird fahren können? Wem ein Benziner, wenn Feinstaub-Emittenten generell auf die schwarze Liste kommen? Wem ein Erdgas-Fahrzeug, wenn es zwar mit Öko-Methan fährt, aber eben doch etwas verbrennt? Wem ein Hybrid, wenn auch noch Kolben auf- und abgehen?
Für die Politik in Berlin und anderswo in Europa ist die Rettung längst ausgemacht: das Elektroauto. Keine Abgase, kein Lärm, kein Verballern fossiler Energie. Wunderbar. Wie im Werbefilm. Doch was hilft all das schöne Gerede von ökologischer Mobilität, wenn sie sündhaft teuer ist, und man nicht weiß, wo man auf die Schnelle laden soll? Ganz abgesehen davon, dass all die vielen Akkus leider nicht auf der grünen Wiese wachsen – und der Strom dafür noch immer zu einem Gutteil aus Kraftwerken stammt, in denen mit Braunkohle der so ziemlich übelste aller Brennstoffe verfeuert wird.
Es stimmt schon: Wer "emissionsfreie Mobilität bis 2050" nicht nur in Weltklimaschutzverträge schreiben will, sondern ernst meint, muss spätestens irgendwann um 2030 damit starten. Schließlich dürfen 20 Jahre später ja dann auch keine Altfahrzeuge mit Verbrennern mehr unterwegs sein. Aber es ist halt auch so, dass ein Elektromobil von heute die üblichen Anforderungen an ein Auto eben nicht immer und überall problemlos erfüllen kann.
Bislang ist ja noch nicht einmal heraus, was die Regierung überhaupt will. Innenstädte abgasärmer machen – warum dann Schnell-Ladesäulen vorrangig an Autobahnen? Oder flächendeckender Klimaschutz – weshalb dann keine Förderung für Hybriden ohne Stecker? Irgendwie wird man den Verdacht nicht los, dass mit planvollem Vorgehen dann doch etwas anderes gemeint sein muss.
Womöglich wäre es ja schon ein Fortschritt, wenn die Kanzlerin endlich die Zuständigkeiten sortierte. Reden doch beim E-Auto in bester deutscher Bürokraten-Tradition nicht nur Verkehrs- und Wirtschaftsministerium mit, sondern auch Umwelt- und Forschungsressort. Und sicherlich wäre es höchst hilfreich, wenn es eben nicht nur Wünsche gäbe, sondern so etwas wie eine Strategie.
Mal eben so ein dahingeplaudertes Sätzchen ist für die Regierungschefin einer Auto-Nation dann doch mehr als dürftig.