Eigener Inhalt Wankel-Motor: Der Kreiskolben hat den Bogen raus

Wolfgang Plank

Im Prinzip funktioniert die Mechanik des Verbrennungsmotors noch immer so wie von Anfang an. Das kann man für fahrlässig halten - oder als Beweis dafür nehmen, dass Erfindern wie Christian Reithmann, Nicolaus Otto, Rudolf Diesel oder Wilhelm Maybach wirklich Geniales eingefallen sein muss.

 
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Das Viertakt-Prinzip mit Ansaugen, Verdichten, Verbrennen und Ausstoßen zum Beispiel, die Zündung des Gemischs per Kerze oder Druck – und die Standfestigkeit bei hohen Drehzahlen. All das erst machte aus einem stationären Kraftwerk einen mobilen Antrieb für das Auto.

Aber natürlich haben kluge Köpfe auch darüber immer wieder gegrübelt. Am weitesten ging sicherlich Felix Wankel, der dem Auf und Ab unter dem Zylinderkopf gänzlich abschwor und 1957 den Kreiskolben-Motor ersann – ein bogig-dreieckiger Rotor in einem oval-ähnlichen Gehäuse, der die Verbrennungsenergie direkt in Drehung verwandelt.

Zehn Jahre ab der Erfindung dauerte es, bis die Idee vor genau 50 Jahren mit dem Zweischeiben-Wankel-Motor den Weg auf die Straße fand. Und zwar im Mazda 110 S Cosmo Sport, der 1967 mit 110 PS aus einem Liter Kammervolumen gebaut wurde und von 1968 bis 1972 mit 128 PS.

Weitaus bekannter ist sicher der NSU Ro 80, in dem ebenfalls ab 1967 die neuartige Technologie zum Einsatz kam. Der 115 PS starke Wagen verfügte über ein für die damalige Zeit revolutionäres Design, setzte sich aber wegen Problemen mit der Brennraum-Abdichtung und einem sich ständig verändernden Zündzeitpunkt nie wirklich durch. Spötter erzählen, Ro-80-Fahrer hätten sich im Auto gerne mit gespreizten Fingern gegrüßt, an denen man die Zahl der Austausch-Motoren ablesen konnte.

Eine beträchtliche Anzahl der Schäden ging allerdings auf das Konto des Getriebes. Da dem Wankel-Motor ein Begrenzer fehlte, dehnte sich bei hohen Drehzahlen der Wandler so weit aus, dass nicht selten Pumpen- und Turbinenrad aneinander gerieten. Durch die Metallspäne im gemeinsamen Ölkreislauf kollabierte alsbald der kreiselnde Kolben.

Und so war dem Ro 80 kein Erfolg vergönnt. Von Sommer 1967 bis Juli 1977 wurden gerade mal
37 406 Exemplare produziert. Vom Cosmo Sport gar nur 1519 – allesamt übrigens Rechtslenker.

Mazda hielt lange an der Idee des Kreiskolben-Motors fest. Als letztes Serienauto war der RX-8 bis 2011 damit unterwegs. Seither findet man den genialen Antrieb nur mehr in Concept-Cars.

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