Eigener Inhalt Toyota GT86: Der Wonne-Wagen

Wolfgang Plank

Es ist ein trauriger Trend: Autos werden immer größer, schwerer und stärker. Sie überrollen uns mit immer mehr Luxus, mehr Bodenfreiheit, mehr Elektronik. Das fährt sich im Alltag durchaus angenehm; doch ab und an darf es auch mal gänzlich ohne Schnickschnack sein.

 
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So etwas wie der Toyota GT86 zum Beispiel. Ein Auto, wie man es von früher kennt. Motor vorne, Kraft hinten. Fertig. Fast schon ein Exot unter den sportlich-familientauglichen Crossover-Multimüssern, bei denen man von allem ein bisschen bekommt – aber eben nur ein bisschen von allem.

Der GT86 hat wenig von so manchem. Dafür aber viel von einem: Fahrfreude. Tiefer Schwerpunkt, Heckantrieb, Sperre, die Masse fast hälftig verteilt. Ein Wagen, der in Kurven Arbeit verlangt – und zwar mit Händen und Füßen. Dafür aber jene Wonne beschert, die man woanders mit einem Dutzend Steuergeräten künstlich erzeugen muss.

Gut 170 000 Käufer hat das Modell seit seinem Debüt 2012 gefunden. Jetzt hat Toyota den Flitzer an die Box beordert, um einzubauen, was die Renn-Einsätze am Nürburgring so an Erkenntnissen gebracht haben. Das Resultat: ein bisschen Optik, ordentlich Aerodynamik, viel Feinarbeit an Federn und Dämpfung – vor
allem aber ein neuer Track-Modus, der es stufenweise erlaubt, die elektronischen Fahrhilfen dankend abzulehnen.

Für flotte Fahrt reichen die 200 PS des Zwei-Liter-Boxers dicke. Ein Motor, der von Subaru stammt, einem Großmeister für gegenläufige Flachmänner. Ideal, um gewichtsgünstig tief montiert zu werden. Beschert nicht den brachialen Bumms, wohl aber den rechten Schub, um schick über Land zu schnüren und die alte Weisheit bestätigt zu finden, wonach die schönste Verbindung zwischen zwei Punkten eine Kurve ist. Erst recht, wenn von festgefahrenem Schnee bedeckt…

Die Version „Pure“ ist, der Name lässt es erahnen, sportlich-spartanisch gehalten. Komfort muss man dennoch nicht abschwören. Neben Sportsitzen, dem kleinsten Serien-Lenkrad der Toyota-Geschichte, LED-Leuchten und einem Pedalwerk aus Leichtmetall gibt es eine Klimaanlage und ein Multimedia-System. Der Kofferraum ist für GT-Verhältnisse beinahe üppig, und hinten kann man sogar ohne Haltungsschaden sitzen – vorausgesetzt, man ist erst einmal drin.

Die Lenkung arbeitet präzise und feinfühlig genug, um das gelegentlich nach außen drängende Heck sanft zu zügeln. Wiewohl das Fahrwerk dem GT86 einen ausreichend dimensionierten Grenzbereich verschafft. Das pure Spaßpaket gibt es mit von Hand sortiertem Räderwerk ab 29 900 Euro. Der normale GT86 startet bei 31 750 Euro. Dafür sind dann unter anderem DAB-Radio, Tempomat und Klimaautomatik mit an Bord sowie belüftete Bremsscheiben hinten. Eher was für Weicheier ist die Sechs-Stufen-Automatik für 1550 Euro Aufpreis.

Apropos: Wem der Sinn weniger nach Straße steht, sondern nach Wettbewerb, der kann sich mit dem Toyota GT86 auch im Rallyesport beweisen. Den Namen trägt er schließlich nicht nur, weil Bohrung und Hub je 86 Millimeter messen, sondern als Reminiszenz an den Corolla AE86, der auf staubigen Strecken schon vor mehr als 30 Jahren erfolgreich war.

Für Interessenten kräftigen die hauseigenen Ertüchtiger von TMG das Boxer-Herz nach R3-Reglement auf gut 230 PS, die über ein sequentielles Sechs-Gang-Getriebe den Weg nach hinten finden. Samt Überrollkäfig und diversen Sport-Teilen ist man dann allerdings beim gut Dreifachen des Basispreises.

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