So oder so haben Kenner auch heute noch Mütze, wahlweise Kopftuch dabei. Und selbstverständlich eine Sonnenbrille – schon wegen der Mücken. Vor allem aber, weil man mit offenem Verdeck stets unter verschärfter Beobachtung fährt. Nichts lässt sich hinter getönten Scheiben verstecken: keine nachlässige Kleidung, keine zerzausten Haare und nicht einmal Augenringe. Wer in die Offen-sive geht, sitzt eben auch in der Auslage.
Im täglichen Haugebrauch indes erweist sich das Cabrio gerne mal als ein klein wenig unpraktisch. Laderaum zählt bei Luftikussen eher nicht zur Kernkompetenz. Und mit dem kümmerlichen Platz, den das Faltdach im Origami-Zustand übriglässt, kommt man zwar für eine Spritztour am Wochenende aus, beim Großeinkauf aber wird’s dann schon schwierig.
Da lohnt sich doch der Gedanke, dem grauen Alltag in etwas Gemietetem zu entfliehen. Denn mal ehrlich: Gemessen an der Laufleistung sind Autos ohne verschweißtes Dach eher Steh- als Fahrzeuge. Und also bleibt man bei seinem praktischen Gefährt und gönnt sich Offenes auf Zeit. Eine Himmel-Fahrt zu Himmelfahrt zum Beispiel. Oder zu Pfingsten. Oder im Sommer. Oder immer mal wieder. Genießen – und gut.
Bleibt die Frage: Wohin am besten mit dem aufgeklappten Gefährt? Erste Adresse, selbstverständlich, die schier endlos gewundene Landstraße. Denn obdachlos bekommt die gepflegte Bogenfahrt noch mal einen ganz besonderen Reiz. Und ein nettes kleines Café für den Espresso zwischendurch ist meist auch schnell in der Nähe. Allerdings darf es gerne auch mal die Autobahn sein. Linke Spur, Vollgas – den Kopf mitten drin im schneidenden Fahrtwind. Für ein paar flotte Kilometer wenigstens. Pfeif’ auf die Frisur. Die Erinnerung hält länger.