Eigener Inhalt Häuptling Huckepack

Wolfgang Plank

Škoda hat dem Octavia ein schnittiges Vier-Augen-Gesicht modelliert – und mehr Assistenten gibt’s auch

 
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Er ist der König unter den Kombinierern. Freund aller Einpacker und Beladenen. Fassungsvermögend ohne die Wucht eines SUV. Zu Hause da, wo Mensch und Material zuverlässig, aber auch preiswert zu bewegen sind. Das soll genau so bleiben, nur besser aussehen soll er dabei. Feingeschliffen offeriert Škoda darum ab 4. März den Octavia – Europas Häuptling in Sachen Huckepack.

Exakt 1740 Liter finden im erweiterten Fond Platz. Mit voller Bestuhlung sind es immer noch 640. Das ist nicht sehr viel weniger als im Flaggschiff Superb. Und selbst bei Surfbrett oder sonstigem Sperrgepäck muss der Octavia nicht passen. Bis 2,92 Meter lange Getüme lassen sich verladen, wenn man die Lehne des Vordersitzes nach vorne klappt.

Falsch wäre indes der Verdacht, beim Combi handele es sich um einen schlichten Kombi. Kein biederer Transporter ist das, sondern ein rundum schicker Raumgleiter. Kantiges Design, stimmige Proportionen und ein scharf gezeichnetes Vier-Augen-Gesicht machen den Octavia fit für die gepflegte Fuhre. Passend dazu öffnet und schließt die Heckklappe auf Wunsch elektrisch.

Vier Benzinern von 86 PS (ab 18 150 Euro) bis 180 PS (ab 25 890 Euro) stehen vier Diesel von 90 (ab 21 610 Euro) bis 184 PS (ab 36 760 Euro) gegenüber. Dazu ein Erdgas-Brenner mit 110 PS. Und ja: Es gibt den Octavia auch als Limousine. Da ist er dann jeweils 700 Euro billiger. Pech für alle Freunde des Akku-Antriebs: Elektrisches mit und ohne Stecker kommt erst 2019 mit der nächsten Generation. Glück für die Anderen: Es wird in Bälde ebenso einen besonders sportlichen RS geben wie auch den Schlechtwegerich "Scout".

Für Bauch und Kopf gleichermaßen taugt der 150-PS-Selbstzünder. Ein Triebwerk, das – wahlweise über zwei oder vier Räder – ordentlich Vorschub leistet, und beim Verbrauch kaum an die Sieben-Liter-Marke zu bringen ist. Der Kerzenlose mit 184 PS erledigt das selbstverständlich noch ein bisschen souveräner, ist aber mit Allrad plus dem neuen Sieben-Gang-DSG zwangsgepaart und darum gleich fast 10 000 Euro teurer.

Bei den Otto-Aggregaten gibt’s Zwei-Achs-Antrieb nur mit 180 PS, der Rest sortiert sich nach Zweck und Budget. Der nicht mal halb so starke 1,2-Liter wird allerdings bei 1,4 Tonnen schnell kurzatmig. Wenn schon, empfiehlt sich für Wenig-Fahrer der Ein-Liter-Dreizylinder mit 115 PS. Der 1,4 TSI mit 150 PS wird im kommenden Jahr durch den neuen 1,5-Liter-Motor ersetzt, der schon im Audi und im neuen Golf Dienst tut.

So oder so ist der Octavia auch bei flotter Fahrt kaum in Unruhe zu bringen. Dafür sorgen klug austarierte Dämpfer, eine präzise reagierende Lenkung und ein sensibles ESP. Wer’s dagegen richtig kurvenknackig mag, sollte 920 Euro in das adaptive Fahrwerk DCC investieren. Per Fingerdruck geht es von Sänfte über Serie Richtung Sport. Je nach Geläuf und Tagesform.

Allerdings verleitet Škodas Jüngster eher zum Dahingleiten. Genügend Platz allüberall, das Armaturenbrett schick, und in der Mittelkonsole prangt ein bis zu 9,2 Zoll großer Monitor. Alles schön umschäumt und verarbeitet. Nur das digitale Cockpit könnte man vermissen. Dafür lassen sich alle gängigen Smartphones einbinden. Und wer nicht einfach nur Auto fahren will – der optionale Internet-Zugang macht den Octavia zum rollenden Hotspot.

In Sachen Helferlein ist so ziemlich alles verfügbar, was sich im Konzern findet. Die Multikollisionsbremse ist bei allen Modellen an Bord. Gegen Aufpreis halten Assistenten Abstand und Spur, äugen in den toten Winkel und auf Verkehrszeichen, warnen vor Querverkehr, steuern Parklücken an oder rangieren bei Bedarf den Anhänger richtig.

Und natürlich wäre der Octavia kein Škoda, wenn sich nicht hübsch verteilt all die "Simply-Clever"-Lösungen fänden, auf die man in Mladá Boleslav mit Recht stolz ist: eine herausnehm-
bare Akku-Lampe im Kofferraum des Combi zum Beispiel, zwei USB-Ports im Fond, der Regenschirm unter dem Beifahrersitz oder der genoppte Getränkehalter zum Einhand-Öffnen von Flaschen. Ebenfalls höchst pfiffig: ein Schlüssel, auf dem mehrere
Fahrer ihre individuellen Einstellungen abspeichern können.

Da fühlt man sich dann schon wie Gott in Tschechien.

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