Eigener Inhalt Alles außer gewöhnlich

Wolfgang Plank

Fans der Marke würden sicherlich bestreiten, dass es bei Porsche andere Hallen gibt als heilige. Aber selbst dann wäre diese hier noch ein klein wenig heiliger. Im traditionellen "Rössle-Bau", mitten im Stammwerk Zuffenhausen, machen sie die ohnehin schon edlen Gefährte noch ein bisschen edler. Vorrangig mit Technik, Lack und Leder, vor allem aber mit viel Können und schier unendlicher Geduld.

 
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Sonderwunschprogramm hieß das früher. Das erste Begehr, so ist es verbrieft, kam 1962 von Alfred Krupp von Bohlen und Halbach. Der Großindustrielle bestand an seinem Porsche 356 B Coupé auf einem Heckscheibenwischer. Ein Teil, das in der Serie nicht vorgesehen war. Egal. Der vermögende Kunde bekam ihn. Fortan häuften sich die Anfragen. In aller Regel aber waren es Motor und Fahrwerk, denen sich die Spezialisten noch etwas ausgiebiger widmen sollten.

Zum mehr Leistung und weniger Bodenfreiheit gesellte sich schon bald das Aussehen. Spoiler und Schweller wurden vermehrt geordert, dazu Getäfeltes und Bezogenes. Seit 1986 nannte sich die Abteilung "Porsche Exclusive". Nun kommt der Begriff "Manufaktur" dazu. Offizieller Ausdruck der Philosophie, dass Außergewöhnliches eben nicht einfach irgendwie entsteht und irgendwo, sondern an einem besonderen Ort. Und in Handarbeit. Was am Ende hier aus dem Tor rollt ist alles – außer gewöhnlich.

Es ist dies der Ort, an dem in der Firmengeschichte stets auch Unikate und limitierte Kleinserien gefertigt wurden. Der straßenzugelassene 935 etwa, ein Einzelstück mit 409 PS und gewaltigem Heckflügel, die ehrfurchtsvoll "Hammerhai" genannten 911 Turbo mit flacher Front, die nur 15 Exemplare des 911 Carrera 2 Speedster oder die 345 des 993 Turbo S als Hommage zum Ende des luftgekühlten Boxermotors.

Zum Start als Manufaktur legt Porsche den 911 Turbo S Exclusive Series auf. Limitiert auf 500 Stück. Und schneller verkauft, als sie es bei Porsche für möglich gehalten hatten. Noch würden die Orders sortiert, heißt es in Stuttgart salomonisch. Es müsste aber schon mit verdammt viel Glück zugehen, wenn noch einer zu ergattern sein sollte.

Der Wagen (siehe links) ist ein Geschoss. Jede andere Bezeichnung wird ihm nicht gerecht. Und eigentlich gehört er auf die Rennstrecke. Doch obwohl er die knapp 21 Kilometer lange Nürburgring-Nordschleife in 7:16 Minuten meistern kann, wird er meistens stehen. Als Sammlerstück in den klimatisierten Garagen dieser Welt. Der Scheich kauft derlei gerne, aber auch in Amerika und Europa
finden sich ausreichend Connaisseure und Gentlemen-Driver. Allen gemeinsam: die Liebe zum besonderen Auto – und ein ausreichendes Budget. Unter 260 000 Euro nämlich ist man im Kreis der 500 auf gar keinen Fall dabei.

Handarbeit ist eben teuer. Allein an Haube und Dach arbeiten Könner ihres Fachs drei Wochen. Erst nach dreimaligem Schliff liegen in Fahrtrichtung gepfeiltes Carbon und Wagenfarbe ohne jeden Übergang unter gemeinsamem Klarlack. Ähnlich aufwändig die Bicolor-Felgen. Erst wird Gold gespritzt, darüber Schwarz – dann geht’s für einen Tag in den Laser-Schrank, wo in feinen Linien die oberste Schicht abgedampft wird. Und auch für die Nähte an Sitzen und Lenkrad gilt: perfekt ist das Mindeste.

Wer mag – und weitere 9450 Euro übrig hat – kann obendrein einen Porsche-Chronographen ordern. Im selben Design und mit derselben Seriennummer wie der Wagen. Auch ein spezielles Koffer-Set für 5500 Euro ist im Angebot. Passgenau für die Ladeluke des 911. Und falls es an Phantasie mangelt: Geschultes Personal steht zur Beratung bereit. Muss nicht in Zuffenhausen sein. Gerne auch in Atlanta, Los Angeles, Dubai und Shanghai. Auf besonderen Wunsch sogar zuhause.

So oder so landet das Auto am Ende in der Porsche Exclusive Manufaktur. Ob in der Order belederte Luftdüsen stehen, ein Aero-Kit oder gesteppte Wappen. Vor allem aber, wenn die Außenfarbe mit dem Nagellack der Gattin korrespondieren soll oder das Leder-Interieur mit den Smoking-Aufschlägen. Unentschlossene können sich in einer einzigartigen Sammlung an Material- und Farbmustern Anregungen holen. Auch Unikate zum Anfassen finden sich reichlich.

Grenzen gibt es beim Thema Sicherheit und bei Gesetzen – davon mal abgesehen geht so ziemlich alles, was das Herz begehrt und die Hand bezahlt. Für Krämerseelen sind die heiligen Hallen also eher nicht der richtige Ort.

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